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Shared Factory in der Fashionproduktion

ito ito – Coopetition ermöglicht nachhaltigere Mode

Laut einer Untersuchung von Greenpeace werden ca. 40% aller weltweit produzierten Kleidungsstücke nie oder nur einmal getragen. Gleichzeitig verursacht die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen – mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen.

Das Geschäftsmodell der Modebranche besteht zu einer Hälfte aus Rätselraten über die Wünsche der Kund*innen und zu einer anderen Hälfte aus einem Wettbewerb um den niedrigsten Preis, der auf dem Rücken von Menschen im globalen Süden ausgetragen wird und die internationalen Klimaziele in Gefahr bringt. Das mag für manche Brands im Bereich von Fast Fashion (noch) profitabel sein – effizient ist das nicht.

Zusätzlich setzen die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die langen und intransparenten Lieferketten, die dieser Überproduktion zugrunde liegen unter Druck und bringen den Einzelhandel in einer ohnehin angespannten Situation in noch größere Bredouille.

Was wäre, wenn wir die Herstellung von Mode direkt an die Nachfrage koppeln und eine Produktionsweise entwickeln könnten, die nicht nur effizienter ist, sondern auch Teil einer Kreislaufwirtschaft mit einer transparenten und lokalen Lieferkette? Was wäre, wenn wir nur das herstellen würden, was bereits verkauft wurde? Was wäre, wenn Kund*innen uns direkt sagen könnten, was sie wirklich wollen, Produkte an ihre Vorstellungen anpassen und so zu Kollaborateur*innen einer Marke würden, anstatt nur ihr/e Abnehmer*innen zu sein (oder auch nicht)?

Was wäre, wenn man 1.000 Stück von einem Entwurf oder jeweils ein Stück von 1.000 unterschiedlichen Entwürfen zum selben Preis herstellen könnte?

Florian und Friederike Pfeffer, ito ito

“Was wäre, wenn man 1.000 Stück von einem Entwurf oder jeweils ein Stück von 1.000 unterschiedlichen Entwürfen zum selben Preis herstellen könnte?”


Prinzip der Shared Factory

Das ist das Prinzip der Shared Factory von ito ito. Durch die Digitalisierung der Produktion von Knitwear und die geteilte Nutzung von Ressourcen und Materialien sowie die direkte Verknüpfung von vernetzen Strickmaschinen mit einem Order-Management in einer integrierten Cloud-Lösung wollen wir mit unserem Start-Up nicht nur die oben genannten Herausforderungen meistern, sondern gleichzeitig neue Erlebnisse und Möglichkeiten für den Handel und deren Kund*innen schaffen – ob online oder im klassischen Einzelhandel.

Wenn Wettbewerber im Markt kooperieren, gemeinsame Standards entwickeln und Produktionskapazitäten teilen, lassen sich Effizienzgewinne für alle erzeugen, ohne an Differenzierung zu verlieren. Im Gegenteil: Mit einer On-Demand-Produktion können Marken, Händler*innen und Kund*innen neue Verbindungen eingehen und noch individueller werden. Wird die Shared Factory an einen Online-Store angebunden oder Teil eines neuartigen Retail-Konzepts, ist Made-to-Measure zu einem marktfähigen Preis nur noch wenige Klicks entfernt. Ebenso können neue Kollektionen in kleineren Auflagen und Capsule Collections getestet und bei anziehender Nachfrage schnell nachgeordert werden.

In einer Befragung der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 2021 äußern 63% aller Verantwortlichen in der Modebranche die Erwartung, dass sich nennenswerte Teile der Modeproduktion in den kommenden Jahren aus dem weiteren Ausland wieder in die EU bzw. die Länder mit den größten heimischen Absatzmärkten verlagern werden. Sind in den vergangenen Jahrzehnten ganze Industrie- und Handwerkszweige aus Europa abgewandert, kann die zunehmende Digitalisierung – befeuert durch die Pandemie und instabile globale Lieferketten – eine umgekehrte Entwicklung auslösen.

In einer Welt, in der Energiekosten und die durch den Transport ausgelösten C02-Emissionen einen wachsenden Anteil an den Produktionskosten verursachen, in der Lieferketten-Gesetze stets größere Transparenz verlangen und Kund*innen vermehrt die Frage stellen, wie und wo ihre Kleidung produziert worden ist, können lokale Lieferketten ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit werden. „Made in Germany“ wird in Zukunft nicht mehr nur für technologische Innovation und höchste Ingenieurskunst stehen, sondern zusätzlich auch für emotionale Markenwerte wie Nähe, ethische Integrität und den Optimismus, dass wir auch große Herausforderungen meistern können und unsere Chancen nutzen, wenn wir zusammenarbeiten.

Die Digitalisierung der Modeproduktion bietet aber auch neue Wege zu einer Kreislaufwirtschaft, in der es keinen Müll mehr gibt, sondern nur noch Rohstoffe für das nächste Produkt. Jedes in der Shared Factory hergestellte Produkt wird mit einer digitalen ID versehen, um Produkte nachzuverfolgen, Materialinformationen weiterzugeben und so einfacher recyceln zu können. Für den Handel planen wir, neue Geschäftsmodelle im Bereich des Wiederverkaufs von bereits verkauften Produkten in Kooperation mit den eigenen Kund*innen zu ermöglichen, die neue Besitzer*innen für ihre gebrauchten Kleidungsstücke suchen.

Bleibt noch die Gretchen-Frage: der Preis. Verbraucher*innen bekennen sich gerne zu Nachhaltigkeit und Verantwortung. Wie aber kann ich das als Kund*in erkennen und bin ich auch bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen? Die Realität an der Ladentheke zeigt, dass sich das Bewusstsein der Menschen zwar langsam ändert – aber nicht in dem Ausmaß wie es notwendig wäre. Die große Herausforderung für die Industrie besteht deshalb darin, nachhaltige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen und so deren Akzeptanz zu erhöhen. Das Luxus-Segment wird den Planeten nicht retten. Andererseits dürfen wir Fast-Fashion nicht einfach so das Feld überlassen. Es ist ein verändertes Bewusstsein für den Wert von Mode notwendig und gleichzeitig müssen nachhaltige Produkte erschwinglicher werden.


“Die Automobilindustrie hat das mit der Entwicklung gemeinsamer Plattformen über Marken und Konzerne hinweg bereits vorgemacht. Jetzt sind wir dran.”

Florian und Friederike Pfeffer, ito ito

Mit ito ito richten wir uns auf das mittlere Preissegment, in dem wir eine On-Demand-Produktion wirtschaftlich attraktiv machen wollen. Je mehr Designer*innen, Label, Marken, Händler*innen und Hersteller*innen sich an der Shared Factory beteiligen, desto einfacher und schneller wird das gehen. Denn der große Hebel einer neuen Art Mode zu produzieren, ist die »Coopetition«, die Verbindung von Kooperation und Konkurrenz. Die Automobilindustrie hat das mit der Entwicklung gemeinsamer Plattformen über Marken und Konzerne hinweg bereits vorgemacht. Jetzt sind wir dran.

https://www.itoi.to/

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Rene_ten_Broeke

Digitalisierung am PoS

Unser Leben hat sich geteilt: Vor der Corona-Pandemie und danach. Ob wir bereits im „danach“ angekommen sind, ist noch nicht absehbar, aber eines ist sicher – viele Dinge und Verhaltensweisen haben sich geändert. Was geht und was bleibt? Was hat uns nachhaltig beeinflusst? Aus Sicht des Handels und der Paymentunternehmen hat sich am Point-of-Sales insbesondere das Bezahlverhalten gewandelt.

Wer hätte das vorhersehen wollen – Hinweisschilder bei den großen Handelsunternehmen appellieren an die Kunden für eine bargeldlosen Zahlung. Hygiene, aber auch Schnelligkeit ohne Schlange stehen haben dem Bargeld ein wenig von seinem alten, übermächtigen Präsenz genommen. Speziell kontaktloses Zahlen hat an
Beliebtheit gewonnen, was auch Zahlen des CCV Netzbetriebs belegen: Exponentielle Wachstumsraten begleiten die Monate der Lockdowns, insbesondere für die Girocard kontaktlos. Auch die Erhöhung des Betrags zur kontaktlosen Zahlung ohne PIN-Eingabe auf 50 € durch die Deutsche Kreditwirtschaft hat ihr übriges für die gestiegene Akzeptanz getan.

Ein Trend, der bleiben wird – denn Hygiene, Schnelligkeit und Komfort werden auch in Post-Coronazeiten geschätzt werden. Frühere Hemmschwellen eingefleischter Bargeldzahler wurden überwunden, um nicht wieder aufgebaut zu werden. Dieses neue Bezahlverhalten gilt es nun auf Seiten von Paymentbranche und auch Handel aufzugreifen und zu pflegen, ist es doch der erste große Schritt für die Akzeptanz und Etablierung neuer, digitaler Lösungen am Point-of-Sales.


Unsere Autorin

Susanne Kohlhofer ist seit 2008 als Corporate Communication Lead beim Paymentdienstleister CCV fest in der Paymentbranche verankert und begleitet die neuesten Entwicklungen, Trend und Innovationen am bargeldlosen Point-of-Sales.


Warum ist Digitalisierung am Point-of-Sales so wichtig?

Wir leben in einer neuen Gesellschaft der Apps, die als kleine, schlanke Programme unser Leben begleiten, bereichern und auch erleichtern. Für Prozesse am Point-of-Sales waren ähnliche Set-ups auf den klassischen Paymentterminals bisher nicht abbildbar, denn Sicherheitsbestimmungen und Zertifizierungen ließen Installationen abseits reiner Bezahlfunktionen nicht zu.

Heute wandelt sich das Bild: Die neue Generation Bezahlterminals arbeitet mit einem Android-Betriebssystem, das bereits in sich Vorteile birgt wie z.B. ein hervorragendes Batteriemanagement – eine hoch effiziente Leistung, die sich aus den stetigen Optimierungen für den Smartphone Betrieb ergibt.


„Die heutige Entwicklung zeigt, dass Kartenzahlungen und im nächsten Schritt Mobile Payment über die digitalen Wallets auf Smartphones und Smart Watches sich als Standardbezahlmittel immer stärker in den Köpfen der Verbraucher als gut und vorteilhaft festsetzen.“


Apps verbinden und schaffen Mehrwerte – gerade am Point-of-Sales, der als Touchpoint in jeder Customer Journey vorkommt und nachhaltige Eindrücke schafft. Die Vorteile der Apps richten sich hier sowohl an Händler als auch an deren Kunden. Der Händler hat erstmalig die Chance, seine Kassenperipherie mit Apps schnell und on-demand zu optimieren und muss nicht zwingend in additive Hardware investieren. Trial-versions von z.B. Kassensystemen auf App-Basis helfen, das richtige Programm zu testen und damit vertraut zu werden. Neue Geschäftsmodelle oder – wie auch während der Corona-Pandemie – neue Anforderungen lassen sich durch Apps schnell aufgreifen, z.B. der Umstieg auf Lieferservice oder die Verknüpfung von stationärem Geschäft mit einem Onlinesortiment.

Die klassische Customer Journey hat sich gewandelt, ebenso wie unser Verständnis von Komfort. Der Supermarkt wird nicht mehr nur für den Wocheneinkauf angesteuert, sondern z.B. auch für die zwischenzeitliche Betankung des e- oder Hybridfahrzeugs. Die bargeldlose Bezahlung an der Ladesäule und an der Kasse im Markt soll in Art und Komfort identisch und optimalerweise miteinander verquickt sein: Eine Stunde Tanken beinhaltet einen Kaffee-to-Go gratis oder umgekehrt eine gratis Stromladung für die Dauer des Einkaufs. Diese moderne Art des Cross Selling muss durch moderne Bezahlsysteme unterstützt werden und im Hintergrund für den Händler bzw. Betreiber zu homogenen und schnell integrierbaren Systemen zusammengefasst werden – über Android-basierte Managementtools eine leichte Übung.

Im Self-Service Bereich erweisen sich Bezahlterminals mit Android-Technologie als besonderer Meilenstein. Der bisher statische Verkauf an Automaten (Vending, Parken, Public Transport oder Ticketing) gewinnt an Dynamik und damit eine höhere Kundenbindung. An hochmodernen Geräten wie dem CCV IM30 können Preise stundenaktuell konfiguriert werden und interaktive Service-Apps via Kamera aktiviert werden, um nur einige der Funktionen zu nennen.

Digitale Terminals sind im Kommen

Apps sind in unserem Leben bereits fest etabliert und deren flexible und on Demand Nutzung nicht nur beliebt, sondern auch bereits Standard. Die heutige Entwicklung zeigt, dass Kartenzahlungen und im nächsten Schritt Mobile Payment über die digitalen Wallets auf Smartphones und Smart Watches sich als Standardbezahlmittel immer stärker in den Köpfen der Verbraucher als gut und vorteilhaft festsetzen.

Wenden sich die mobilen Wallets an den Endverbraucher – also denjenigen, der die Zahlung tätigt – so kristallisiert sich am anderen Ende das Smartphone auch als Business-Gerät für den Händler heraus. Was liegt also näher, als das Smartphone selbst in ein Bezahlterminal zu verwandeln?

Auch dies ist schon heute möglich durch die Installation von sogenannten SoftPOS Apps, die mit allen Sicherheitsvorkehrungen das Smartphone zu vollwertigen Kartenlesern aufrüsten.

Diese digitalen Terminals sind die Basis für eine Zukunft, in der Androidsysteme über Displays Kartenakzeptanzen ermöglichen und über eine PIN-on-Glas Technologie auch die Eingabe von PIN-Nummern abbilden können. Die Deutsche Kreditwirtschaft, als Institution für sämtliche Sicherheitsfragen im Bereich Payment verantwortlich, hat für die „CCV PhonePOS“ als erstem digitalen Terminal die Zertifizierung für die girocard, dem wichtigsten deutschen bargeldlosen Bezahlmittel, anerkannt.

Heute sehen ca. 68 % der CIOs der großen Retailunternehmen (Quelle: EHI Retail Technology Research 2021) mittelfristig weiterhin klassische Terminals an den Kassenplätzen. Der Blick ist jedoch schon nach vorne in die Zukunft gerichtet. So sind Androidsysteme vorherrschend an vielen strategisch wichtigen Touchpoints der Customer Journey, man denke auch an die Infotainmentsysteme in Fahrzeugen, die sich mit den Android-Apps auf den Smartphones der Insassen verbinden.

Komfortables und modernes Bezahlen muss sich diesen Gegebenheiten anpassen, die Nutzung von Apps auf den heutigen Kartenterminals ist ein erster Schritt. Die Technologien von morgen wie das digitale Terminal CCV PhonePOS benötigen noch einen Schub im Sinne von Akzeptanz und Vertrauen. Die großen Finanzinstitute sind bereits am Zug, die Kartenakzeptanz per Smartphone unter eigener Marke in ihr Portfolio aufnehmen und unter ihrem Schirm einem breiten Markt zugänglich machen.

Auf Verbraucherseite verbinden sich nahtloses Bezahlen und Services am Point-of-Sales im Sinne eines umfassend komfortablen Einkaufserlebnisses, das nicht an der Kassenzone Halt macht.

https://www.ccv.eu/de/

Drei Strategien für mehr Kunden im Handel

Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel im Handel kräftig vorangetrieben. Um etwa sieben bis acht Jahre, so eine Analyse des Instituts für Handelsforschung (IFH), die das Phänomen „Coronaturbo“ nennt. Für Händler bedeutet dies, dass sie noch schneller auf das geänderte Konsumverhalten und auf Kundenbedürfnisse reagieren müssen. Benjamin Thym, CEO des Shopper Marketing Networks Offerista Group, beleuchtet drei Strategien, die Händler für sich prüfen sollten.

Omnichannel und digitales Handelsmarketing werden wichtiger denn je

Während des Lockdowns haben die Konsumenten gemerkt, welche Vorteile der stationäre Handel bietet. Und genau deshalb sind die Unkenrufe, die die Innenstädte für tot erklären, nicht gerechtfertigt. Auch in Zukunft wird der stationäre Handel nicht verschwinden. Vier von fünf deutschen Konsumenten (81 Prozent) haben es laut einer Studie von Offerista während des Lockdowns vermisst, vor Ort im Laden einzukaufen – in erster Linie, weil ihnen das Anschauen und Anprobieren von Produkten fehlt. Das ist die große Chance der Ladengeschäfte. Ein haptisches Erlebnis kann Online nicht bieten. Allerdings müssen Ladengeschäfte innovativer, serviceorientierter und digitaler werden, um Kunden anzuziehen und zu halten.


„Durch die Corona-Krise wird der Wunsch nach besonderen Einkaufserlebnissen, die Experience Economy,
langfristig an Bedeutung gewinnen. Jeder Ausflug zum Shopping wird zu einer bewussten Entscheidung der Konsumenten.“


Benjamin Thym
(Credit: Offerista Group)

Eine Verzahnung von Online- und Offline-Angeboten wird künftig noch wichtiger. Der Handel testet bereits unterschiedlichste Konzepte aus Click & Meet, Home Delivery, online bezahlen mit NFC oder Payback Pay sowie Self-Check-out-Kassen wie bei Amazon GO. In der Corona-Krise hat sich der Handel zeitweise mit Click & Collect über Wasser gehalten. Dieser Service ist bei Kunden beliebt geworden. Mittlerweile ist Click & Collect mit 88 Prozent der am häufigsten kommunizierte Omnichannel-Service von Händlern, gefolgt von Verfügbarkeitsanzeigen für Warenbestände in Ladengeschäften (53 Prozent). Einen Instore-Return, also die Rückgabe online gekaufter Waren in Ladengeschäften, ermöglichen knapp 44 Prozent der Händler. Das zeigt die Studie „Connected Retail 2021“ des Handelsinstituts EHI, das die 1.000 umsatzstärksten Online-Shops in Deutschland analysierte.

Der Online-Anteil am Handel wird früher ansteigen als gedacht, so das IFH Köln. Die Experten sprachen in ihren Vor-Corona-Prognosen von bis zu 22 Prozent bis 2030. Nun wird diese Einschätzung insgesamt bis zu acht Jahre früher eintreten. Das bedeutet nicht unbedingt, dass alle Händler künftig Online-Shops brauchen, allerdings sollten sie im Netz mit ihrer Marke und ihren Angeboten präsent sein – mit einer Website, über Social Media, Bewertungen oder mithilfe digitaler Werbung. Durchschnittlich brauchen Konsumierende nämlich sechs Kontaktpunkte bis zum Kauf (Studie „5 Jahre Wavemaker Momentum“, 2019).

Auch die Angebotskommunikation, die im Handel traditionell über gedruckte Werbeprospekte stattfand, wird digitaler. Nur noch gut 30 Prozent des Bruttowerbeaufkommens fließen in die klassischen Handelsmedien, wie Prospekte, Handzettel, Flyer oder Anzeigen, wie der „EHI Marketingmonitor 2021-2024“ zeigt.  Gut 34 Prozent der Investitionen gehen stattdessen in die digitale Handelskommunikation, zum Beispiel in SEO, Social Media oder digitale Prospekt- oder Gutscheinportale. Bis 2024 sollen digitale Medien um weitere 4 Prozentpunkte in ihrer Bedeutung zulegen, während klassische Handelsmedien 7 Prozentpunkte verlieren werden.

Gerade in Corona-Zeiten sind die Vorteile des digitalen Angebotskommunikation noch einmal klar geworden. Sie ist nicht nur weniger aufwändig und günstiger, sondern auch in Echtzeit möglich. Spontane Änderungen zur Öffnung von Filialen oder zum Sortiment (wir erinnern uns an das kurzfristige Verkaufsverbot von Feuerwerk 2020) sind über digitale Wege kein Problem. Ein weiterer Pluspunkt ist die Erfolgsmessung, die Händlern die Kontrolle über ihr Marketingbudget gibt, indem das Kosten-Nutzen-Verhältnis klar aufgezeigt wird. Bei Printmaßnahmen ist dies deutlich schwerer. Durch die digitale Kommunikation von Angeboten hat der Händler auch eine bessere Möglichkeit, die Kunden entweder in die Filiale (Drive-to-Store-Kampagnen) oder in den Online-Shop zu schicken.

Mehr Chancen durch Kooperationen und Marktplätze

Händler sollten dort sichtbar sein und ihre Produkte anbieten, wo sich ihre Kunden aufhalten. Denn sind sie es nicht, profitieren andere. Eine mögliche Strategie ist also, nicht nur auf eigene Verkaufsplattformen zu setzen, sondern parallel auch auf Marktplätzen, wie Amazon, Waren anzubieten und Retail-Media-Angebote zu nutzen.

2021 hat beispielsweise das Modeunternehmen C&A Aufsehen damit erregt, nun auch über Zalando zu verkaufen, um von der Reichweite des bekannten Online-Modehändlers zu profitieren. Die Auswahl eines Kooperationspartners sollte natürlich immer gut bedacht sein, damit sie nicht zu einer Schwächung oder Schädigung der eigenen Marke führt.

Beispiel für digitales Handelsmarketing: Einbindung von Angebotskommunikation und digitalen Prospekten auf dem Portal Gutscheine.de
(Bildnachweis: Offerista Group GmbH)

Unabhängig davon, ob Händler selbst Filialen haben oder nur im Online-Handel unterwegs sind, bieten Kooperationen mit anderen Marken viele Vorteile. Immer mehr Händler werden zukünftig ihre Kundenkontakte monetarisieren. Intersport beispielsweise bietet Werbeflächen in seinen Online-Kanälen und auf den Flächen der Händler vor Ort zur Vermarktung an – auch für branchenfremde Unternehmen. Dies ist ein guter Omnichannel-Ansatz, um mehr Sichtbarkeit, Reichweite und neue Zielgruppen zu erreichen. Auch eine regionale oder internationale Ausweitung des Geschäfts oder das Testen neuer Märkte und Produkte ist darüber auf relativ schnellem Wege möglich, ohne eigene Verkaufsplattformen aufbauen zu müssen.

Experience Economy: Kundenerlebnisse gewinnen an Bedeutung

Der E-Commerce boomt, aber damit ist der stationäre Handel noch lange nicht abgeschrieben. Ganz im Gegenteil. Zwar informiert sich ein Großteil der Deutschen (80 Prozent) über Angebote des Handels auf digitalen Kanälen, wie Webseiten, Apps und Social Media, kauft jedoch mehrheitlich (67 Prozent) im stationären Einzelhandel. Dieses Konsumverhalten wurde durch die Corona-Krise gestört. Die Folge: Viele Menschen solidarisieren sich mit ihrer Nachbarschaft. 60 Prozent der Verbraucher geben an, dass sie lokale Läden in diesen Zeiten ganz bewusst unterstützen, so der IDH Konsumentenreport für das erste Quartal 2021. Darauf sollten sich Händler allerdings nicht ausruhen.

Durch die Corona-Krise wird der Wunsch nach besonderen Einkaufserlebnissen, die Experience Economy, langfristig an Bedeutung gewinnen. Jeder Ausflug zum Shopping wird zu einer bewussten Entscheidung der Konsumenten. Es werden jene Händler gewinnen, die ihrer Kundschaft offline wie online ein herausragendes und konsistentes (Einkaufs-)Erlebnis bieten und auf smarte Omnichannel-Strategien setzen.

Händler können davon profitieren, wenn sie sich nicht nur als Ort des Verkaufens von Waren begreifen, sondern als ein Ort der Begegnung und des Erlebnisses. Also genau jene Dinge, die den Menschen in der Pandemie so gefehlt haben. Ein Beispiel: Ein lokaler Unverpackt-Laden in einer deutschen Großstadt hat ein Café mit Mittagstisch in das Geschäft integriert. Und nach Ladenschluss veranstalten die Betreiber Vorträge und Workshops zu Themen rund um ein nachhaltiges Leben. Und natürlich können aus solchen Event-Formaten dann wiederum Kooperationen mit anderen Marken und Unternehmen entstehen.

Im Handel der Zukunft ist alles miteinander verknüpft. Online wie offline. Wenn Händler dies begreifen und umsetzen und das Kundenerlebnis in den Mittelpunkt rücken, profitieren sie von neuen Kunden, Wettbewerbsvorteilen und verstärkter Kundenbindung.  

Über den Autor:

Benjamin Thym kennt und versteht die Herausforderungen des Handels. Er ist CEO des Shopper +++ Offerista Group, das auf digitale Lösungen für standortbasiertes Angebots- und Filialmarketing in Europa spezialisiert ist. 2021 hat er mit seinen Mitbewerbern die Gattungsinitiative „Initiative Digitale Handelskommunikation“ (IDH) gegründet. Sie wollen das Thema als zukunftsweisenden Industriezweig breiter in die öffentliche Wahrnehmung bringen. 

Weiterführende Informationen zum Unternehmen:

Offerista gehört zu den drei Initiatoren der 2021 ins Leben gerufenen „Initiative Digitale Handelskommunikation“ (kurz IDH).  Ziel der Gattungsinitiative ist es, das Thema digitale Handelskommunikation als zukunftsweisenden Industriezweig breiter in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen.

Offerista Group GmbH

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Traditionelle Hausbanken sind nicht länger in der Lage, sämtliche Bedürfnisse ihrer Kunden exklusiv zu bedienen. FinTechs erobern unbesetzte Nischen und auch die Giganten der Digitalisierung dringen in den Markt. Im Wettbewerb gilt es, sich auf seine Kernkompetenz zu besinnen und Neues als Chance wahrzunehmen.