Shared Factory in der Fashionproduktion

ito ito – Coopetition ermöglicht nachhaltigere Mode

Laut einer Untersuchung von Greenpeace werden ca. 40% aller weltweit produzierten Kleidungsstücke nie oder nur einmal getragen. Gleichzeitig verursacht die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen – mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen.

Das Geschäftsmodell der Modebranche besteht zu einer Hälfte aus Rätselraten über die Wünsche der Kund*innen und zu einer anderen Hälfte aus einem Wettbewerb um den niedrigsten Preis, der auf dem Rücken von Menschen im globalen Süden ausgetragen wird und die internationalen Klimaziele in Gefahr bringt. Das mag für manche Brands im Bereich von Fast Fashion (noch) profitabel sein – effizient ist das nicht.

Zusätzlich setzen die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die langen und intransparenten Lieferketten, die dieser Überproduktion zugrunde liegen unter Druck und bringen den Einzelhandel in einer ohnehin angespannten Situation in noch größere Bredouille.

Was wäre, wenn wir die Herstellung von Mode direkt an die Nachfrage koppeln und eine Produktionsweise entwickeln könnten, die nicht nur effizienter ist, sondern auch Teil einer Kreislaufwirtschaft mit einer transparenten und lokalen Lieferkette? Was wäre, wenn wir nur das herstellen würden, was bereits verkauft wurde? Was wäre, wenn Kund*innen uns direkt sagen könnten, was sie wirklich wollen, Produkte an ihre Vorstellungen anpassen und so zu Kollaborateur*innen einer Marke würden, anstatt nur ihr/e Abnehmer*innen zu sein (oder auch nicht)?

Was wäre, wenn man 1.000 Stück von einem Entwurf oder jeweils ein Stück von 1.000 unterschiedlichen Entwürfen zum selben Preis herstellen könnte?

Florian und Friederike Pfeffer, ito ito

“Was wäre, wenn man 1.000 Stück von einem Entwurf oder jeweils ein Stück von 1.000 unterschiedlichen Entwürfen zum selben Preis herstellen könnte?”


Prinzip der Shared Factory

Das ist das Prinzip der Shared Factory von ito ito. Durch die Digitalisierung der Produktion von Knitwear und die geteilte Nutzung von Ressourcen und Materialien sowie die direkte Verknüpfung von vernetzen Strickmaschinen mit einem Order-Management in einer integrierten Cloud-Lösung wollen wir mit unserem Start-Up nicht nur die oben genannten Herausforderungen meistern, sondern gleichzeitig neue Erlebnisse und Möglichkeiten für den Handel und deren Kund*innen schaffen – ob online oder im klassischen Einzelhandel.

Wenn Wettbewerber im Markt kooperieren, gemeinsame Standards entwickeln und Produktionskapazitäten teilen, lassen sich Effizienzgewinne für alle erzeugen, ohne an Differenzierung zu verlieren. Im Gegenteil: Mit einer On-Demand-Produktion können Marken, Händler*innen und Kund*innen neue Verbindungen eingehen und noch individueller werden. Wird die Shared Factory an einen Online-Store angebunden oder Teil eines neuartigen Retail-Konzepts, ist Made-to-Measure zu einem marktfähigen Preis nur noch wenige Klicks entfernt. Ebenso können neue Kollektionen in kleineren Auflagen und Capsule Collections getestet und bei anziehender Nachfrage schnell nachgeordert werden.

In einer Befragung der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 2021 äußern 63% aller Verantwortlichen in der Modebranche die Erwartung, dass sich nennenswerte Teile der Modeproduktion in den kommenden Jahren aus dem weiteren Ausland wieder in die EU bzw. die Länder mit den größten heimischen Absatzmärkten verlagern werden. Sind in den vergangenen Jahrzehnten ganze Industrie- und Handwerkszweige aus Europa abgewandert, kann die zunehmende Digitalisierung – befeuert durch die Pandemie und instabile globale Lieferketten – eine umgekehrte Entwicklung auslösen.

In einer Welt, in der Energiekosten und die durch den Transport ausgelösten C02-Emissionen einen wachsenden Anteil an den Produktionskosten verursachen, in der Lieferketten-Gesetze stets größere Transparenz verlangen und Kund*innen vermehrt die Frage stellen, wie und wo ihre Kleidung produziert worden ist, können lokale Lieferketten ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit werden. „Made in Germany“ wird in Zukunft nicht mehr nur für technologische Innovation und höchste Ingenieurskunst stehen, sondern zusätzlich auch für emotionale Markenwerte wie Nähe, ethische Integrität und den Optimismus, dass wir auch große Herausforderungen meistern können und unsere Chancen nutzen, wenn wir zusammenarbeiten.

Die Digitalisierung der Modeproduktion bietet aber auch neue Wege zu einer Kreislaufwirtschaft, in der es keinen Müll mehr gibt, sondern nur noch Rohstoffe für das nächste Produkt. Jedes in der Shared Factory hergestellte Produkt wird mit einer digitalen ID versehen, um Produkte nachzuverfolgen, Materialinformationen weiterzugeben und so einfacher recyceln zu können. Für den Handel planen wir, neue Geschäftsmodelle im Bereich des Wiederverkaufs von bereits verkauften Produkten in Kooperation mit den eigenen Kund*innen zu ermöglichen, die neue Besitzer*innen für ihre gebrauchten Kleidungsstücke suchen.

Bleibt noch die Gretchen-Frage: der Preis. Verbraucher*innen bekennen sich gerne zu Nachhaltigkeit und Verantwortung. Wie aber kann ich das als Kund*in erkennen und bin ich auch bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen? Die Realität an der Ladentheke zeigt, dass sich das Bewusstsein der Menschen zwar langsam ändert – aber nicht in dem Ausmaß wie es notwendig wäre. Die große Herausforderung für die Industrie besteht deshalb darin, nachhaltige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen und so deren Akzeptanz zu erhöhen. Das Luxus-Segment wird den Planeten nicht retten. Andererseits dürfen wir Fast-Fashion nicht einfach so das Feld überlassen. Es ist ein verändertes Bewusstsein für den Wert von Mode notwendig und gleichzeitig müssen nachhaltige Produkte erschwinglicher werden.


“Die Automobilindustrie hat das mit der Entwicklung gemeinsamer Plattformen über Marken und Konzerne hinweg bereits vorgemacht. Jetzt sind wir dran.”

Florian und Friederike Pfeffer, ito ito

Mit ito ito richten wir uns auf das mittlere Preissegment, in dem wir eine On-Demand-Produktion wirtschaftlich attraktiv machen wollen. Je mehr Designer*innen, Label, Marken, Händler*innen und Hersteller*innen sich an der Shared Factory beteiligen, desto einfacher und schneller wird das gehen. Denn der große Hebel einer neuen Art Mode zu produzieren, ist die »Coopetition«, die Verbindung von Kooperation und Konkurrenz. Die Automobilindustrie hat das mit der Entwicklung gemeinsamer Plattformen über Marken und Konzerne hinweg bereits vorgemacht. Jetzt sind wir dran.

https://www.itoi.to/

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Smarte Fitness

Mit rebuy smart Sport treiben: Dank gebrauchter Fitness-Tracker fit in den Sommer

Die Tage werden endlich wieder länger und wärmer, die Bikini- und Badehosen-Saison rückt näher. Es wird wieder gewalkt, geradelt und gejoggt, was das Zeug hält. Aber ohne Technik geht fast gar nichts mehr – auch beim Sport werden digitale Helfer immer wichtiger. Die kleinen elektronischen Accessoires, auch Wearables genannt, erleichtern den Alltag und speichern alle möglichen Daten von Trainingserfolgen über Herzfrequenz bis hin zu individuellen Fitnesszielen.

Der Markt für die kleinen Computersysteme, die am Körper getragen werden, ist riesig und wächst unübersichtlich schnell: Seit 2014 hat sich die weltweite Nachfrage nach Wearables laut Statista mehr als verzehnfacht, im Jahr 2020 betrug der Absatz allein in Deutschland 3,2 Millionen verkaufte Smartwatches, Fitness-Tracker und Co. Wer die Geräte gebraucht kauft, spart dabei eine Menge Geld.

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Wearables gebraucht kaufen bietet viele Vorteile

Der Hobby-Läufer, die aktive Berufstätige oder der passionierte Triathlet: Für jeden Bedarf gibt es mittlerweile ein passendes Fitness-Tool fürs Handgelenk. Bei Preisen zwischen 100 und 700 Euro ist der Preis für die Neuware oftmals sehr hoch. Wer preiswert eine Smartwatch oder einen Fitness-Tracker kaufen oder die Technik fürs Handgelenk erst einmal ausprobieren möchte, für den bietet sich der Kauf von gebrauchter und wiederaufbereiteter Technik beim Recommerce-Pionier rebuy an. Der Gebrauchtkauf bei vertrauenswürdigen Anbietern bietet einige Vorteile:

  • Refurbished-Ware bringt quasi dieselbe Leistung wie neuwertige Produkte, denn im Zuge der Wiederaufbereitung wird das komplette System generalüberholt und gewartet, jeder technische Mangel behoben.
  • Kunden profitieren von einer dreijährigen Garantie und einer vollständigen Rückerstattung über mehrere Wochen bei Unzufriedenheit.
  • Jede Produktentscheidung macht einen Unterschied: Wer konsequent wiederaufbereitete Technik kauft, kann das angenehme Klima beim Outdoor-Sport länger genießen, denn der Gebrauchtkauf spart viele Kilos CO2 ein und schont die Ressourcen.

Fit dank gebrauchter und wiederaufbereiteter Technik

Wer das passende Wearable für einen aktiven Lebensstil sucht, wird mit vielen Begriffen konfrontiert. Um Fehlkäufe zu vermeiden, ist es wichtig die Unterschiede zu kennen:

Smartwatches

Eine Smartwatch ist die richtige Wahl, wenn das Wearable nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag ein Allround-Assistent am Handgelenk sein soll. Sie ist wie ein kleines Smartphone fürs Handgelenk und verfügt nicht nur über Features, die beim Sport wichtig sind. Mit Funktionen wie einem verknüpften Terminkalender sowie der Möglichkeit, Anrufe anzunehmen und Benachrichtigungen des Smartphones auf dem kleinen Display anzuzeigen, erleichtert sie das tägliche Leben, kann aber zugleich Trainingseinheiten tracken sowie Fitness, Herzfrequenz und Schlafqualität messen. Smartwatches sind individuell anpassbar, es können Apps installiert und wieder gelöscht werden. Ein prominentes Beispiel: die Apple Watch.

Fitness-Smartwatches/Hybrid-Smartwatches

Diese Kategorie von Wearables ist auf das Tracking verschiedenster Sportarten ausgerichtet. Sie verfügen über die eine oder andere Smartwatch-Funktion, erkennen Aktivitäten bei Trainingsbeginn automatisch und zeichnen Verlauf sowie Fortschritte auf. Außerdem gibt es je nach Modell Funktionen wie 24/7 Herzfrequenzmessung, Kalorienverbrauch, GPS, Ernährungsprotokoll und vieles mehr. Beispiele: die Fitbit „Sense“ oder die Garmin „Venu Sq“.

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Aktivitäts- oder Fitness-Tracker

Alle, die Fitness Gadgets nicht als Alltagsbegleiter verstehen, sondern als praktisches Gerät zum Erreichen persönlicher Ziele, benötigen einen Aktivitäts- oder Fitness-Tracker. Die Armbänder bieten neben Pulsmessung und einer Aufzeichnung verschiedenster Sportarten auch Erinnerungen und helfen so, persönliche Ziele umzusetzen, z. B. 10.000 Schritte pro Tag zu gehen oder zwei Liter Wasser trinken. Daten wie Schrittanzahl, Distanz, Kalorien, Schlafdauer sowie -qualität und Herzfrequenz werden gesammelt und in einer App ausgewertet. Beispiele: die „vívosmart 4“ von Garmin oder die Fitbit „Luxe“.


„Jedes Gerät, das nicht neu produziert wird, spart wertvolle Rohstoffe und Energie.“

Philipp Gattner, CEO des Recommerce-Pioniers rebuy

Sportuhren

Läufer, Golfer, Taucher, Segelflieger oder Outdoor-Fans freuen sich bei einem Wearable über speziell auf sie zugeschnittene Funktionen. So brauchen Trailrunner besonders lange Akkulaufzeiten, Golfspieler wollen eine automatische Zählfunktion der Schläge und Bergsteiger eine Solar-Funktion. Garmin, Polar und Suunto sind nur einige der Hersteller, die sich auf Laufuhren und Wearables für Extremsportler spezialisiert haben. Oft haben die Geräte neben GPS auch ein Navi an Bord und bieten eindrucksvolle Akkulaufzeiten. Die Garmin „Instinct Solar“-Serie und die „Suunto 9 Baro“-Reihe sind Beispiele für diese Kategorie.

„Wir verzeichnen gerade in der Outdoor-Saison eine steigende Nachfrage nach Fitness-Trackern und weiteren Wearables. Wer die Umwelt entlasten will und den Trend der digitalen Fitnesscoaches am Handgelenk ausprobieren möchte, ohne gleich eine zu große Investition zu tätigen, ist bei rebuy genau richtig. Über unsere Plattform können auch die ihre Geräte verkaufen, die für ihren Lebensstil und ihr Bedürfnis noch nicht das passende digitale Fitness-Tool gefunden haben. Denn die Mehrheit der Geräte kann durchaus noch länger genutzt werden, anstatt sie in einer Schublade verstauben zu lassen oder sie wegzuwerfen“, erläutert Philipp Gattner, CEO des Recommerce-Pioniers rebuy.

„Es ist uns ein Anliegen, die Menschen aufzuklären, dass gebrauchte elektronische Geräte ganz einfach im Kreislauf gehalten werden können. Jedes Gerät, das nicht neu produziert wird, spart wertvolle Rohstoffe und Energie. Da wir alles, was wir an- und wieder verkaufen, ganz genau prüfen, können wir gewährleisten, dass alle Geräte ohne technische Mängel sind. Darüber hinaus geben wir eine dreijährige Garantie.“

Weitere Informationen über das Unternehmen unter www.rebuy.de

Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Handelsbranche

Martina Becker ist Direktorin und Mitglied der Praxisgruppe Konsumgüter und Handel bei der Managementberatung Atreus. Im nachfolgenden Beitrag beschreibt sie, wie insbesondere die Handelsbranche mithilfe von Technologie den Wunsch der Konsumenten umsetzen kann.

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Mega-Trend, sondern die Basis für eine intakte Umwelt und eine gute Lebensqualität für kommende Generationen. Der verantwortungsvolle Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die Eindämmung des Klimawandels geht alle Marktbeteiligten etwas an. Angefangen vom nachhaltigen Konsum des Verbrauchers, der mit seinen Kaufentscheidungen bestimmt, was dauerhaft im Regal bleibt, ausgehend von der Produktherstellung und der Rohstoffbeschaffung bis zum Sortimentsangebot des Handels. Nachhaltigkeit meint das gleichzeitige Vorantreiben von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Daher hängt langfristig erfolgreiches wirtschaften und künftiger Wohlstand sowohl von der Verringerung von Treibhausgasen als auch vom Einhalten von Menschenrechten entlang der Lieferkette ab.

Transparenz über die eigene Lieferkette zu schaffen, digitale Lösungen für mehr Effizienz zu nutzen und die Risiken zu kennen, ist Voraussetzung, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren und notwendige Innovationen zu entwickeln. Hierbei ist ein gutes Zusammenspiel von Handel und Lieferant entscheidend, um ein Maximum an Transparenz dem Verbraucher gegenüber darstellen zu können. Rein technologisch ist die Information über Herkunft, den CO2-Fußabdruck, Inhaltsstoffe und weitere relevante Produktinformationen sowohl auf dem Produkt als auch im Laden als Information transparent darstellbar. Hier bedarf es allerdings meistenteils noch der Investition sowohl auf Hersteller- als auch auf Händlerseite in die notwendige Lieferketten-Digitalisierung und der damit verbundenen erforderlichen Echtzeitdaten über das gesamte Beziehungsnetzwerk.  

Das Potential der Blockchain-Technologie im Handel

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) – das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten – tritt am 1.1.2023 in Kraft. Es verpflichtet branchenunabhängig deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten in ihren Lieferketten Menschenrechts- und Umweltrechtsverletzungen zu verhindern. Das hat zur Folge, dass Unternehmen, die bis dahin wenig Transparenz in ihren Lieferketten haben, Gefahr laufen, ihre Sorgfaltsplichten zu verletzten. Auf der anderen Seite birgt dies eine große Chance für Unternehmen, sich schnellstmöglich mit neuer Technologie darauf auszurichten und Verbesserungen als innovativen Wettbewerbsvorteil herauszustellen. Als Beispiel sei hier die Anwendung der Blockchain-Technologie genannt, die eine direkte Rückverfolgbarkeit der gesamten Lieferkette ermöglicht. Mit der Blockchain lassen sich die einzelnen Produktionsschritte von der ersten Stufe – wie zum Beispiel das Ernten von Baumwolle oder Kaffeebohnen – über die Verarbeitung bis hin zum Verkauf über eine Art dezentrales öffentliches Buchhaltungssystem dokumentieren. Hier wird über die Transparenz der Daten schnell klar, wo das Kleidungsstück oder der Kaffee herkommen, wo und unter welchen Bedingungen es verarbeitet wurde.   

Innovation fängt im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit dort an, wenn freiwillig nachhaltige Maßnahmen umgesetzt werden und nicht erst, wenn Gesetze es fordern. Hersteller und Händler tragen gemeinsam die Verantwortung, die Transparenz im Sinne der Nachhaltigkeit herzustellen und stetig an Verbesserungen zu arbeiten: Nur wenn Verbraucher aus einem nachhaltigen Warenangebot, etwa durch den Einsatz von weniger Plastik beziehungsweise mit einem geringen CO2-Fußabdruck hergestellt, auswählen kann, lässt sich eine bewusste Kaufentscheidung treffen. Nur wenn proaktiv an der Verbesserung einer Kreislaufwirtschaft von allen Marktbeteiligten gearbeitet wird, lassen sich Abfälle auf ein Minimum reduzieren und Treibhausgasemissionen senken. Es geht also darum, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu teilen, leasen, wiederzuverwerten, zu reparieren, aufzuarbeiten und zu recyceln. Schon allein aus dem Modell der Kreislaufwirtschaft lassen sich neue innovative Angebote und Geschäftsmodelle entwickeln.

Führungskräfte und Belegschaft müssen in die Transformationsziele und Veränderungsprozesse einbezogen werden, um die Bereitschaft zum Wandel zu erzeugen. Demzufolge müssen Mitarbeiter von der Notwendigkeit der Veränderung überzeugt werden. Schnelle Veränderung funktioniert nur durch ein frühzeitiges und vorausschauendes Change-Management. Einfacher ist es oftmals, wenn durch eine externe und professionelle Unterstützung, beispielsweise in Form eines erfahrenen Change Leaders bzw. Managers, die Transformation hin zu einem nachhaltigen Unternehmen geführt oder begleitet wird. Das Thema mehr Nachhaltigkeit durch die gesamte Lieferkette eignet sich ideal, weil es in den nächsten Jahren weiter an Relevanz gewinnt und jeder Einzelne an einer guten Lebensqualität per se interessiert ist, die Auswirkungen des Klimawandels kennt und viele ihren Beitrag mit bewussten Kaufentscheidungen dazu leisten möchten.

Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind die Schlüsselbegriffe, um mit Nachhaltigkeit bei den Kunden Erfolg zu haben. Bei der Vielzahl unterschiedlichster Produkte und zig Marken fällt es Konsumenten oft schwer zu beurteilen, wie nachhaltig ein Produkt beziehungsweise das Angebot einer Einkaufsstätte oder eines Online-Shops wirklich ist. Nur wer auf maximale Transparenz setzt, ist für Kunden glaubwürdig und kann sie an sich binden:

  • Warum nicht heute schon über den CO2-Fußabdruck der Produkte und Services informieren?
  • Warum nicht heute schon Maßnahmen initiieren, die Abfall und Energieverbrauch senken?
  • Warum nicht heute schon mehr Wertschöpfung in den Ländern schaffen, wo der Rohstoff herkommt, in dem die Produkte dort menschenwürdig verarbeitet werden, wo sie geerntet oder hergestellt werden?
  • Warum nicht heute schon über Produkte und Dienstleistungen und Nachhaltigkeits-Maßnahmen für eine transparente, nachhaltige Lieferkette informieren, die vom Kunden auf dem Etikett oder per QR-Code eingesehen werden kann?

Es geht darum, offen über nachhaltige Initiativen und Maßnahmen zu kommunizieren und dass man die Entwicklung der Nachhaltigkeitsanstrengungen über die Jahre transparent macht. Transparenz und Glaubwürdigkeit schafft Vertrauen und daher Kundenbindung. 

Megatrends in der Handelsbranche

Neben dem wichtigen Megatrend Nachhaltigkeit sind Omnichannel-Retailing und als jeweiliger Enabler die Digitalisierung die entscheidenden drei Megatrends und Erfolgsfaktoren für die Handels- als auch Konsumgüterbranche. Bei der Konsumgüterbranche kommt noch das Direct-to-Consumer-Geschäft hinzu, weil immer mehr Hersteller auch die direkte Absatzmöglichkeit über den eigenen Onlineshop oder E-Commerce Marktplatz-Anbindungen für sich erkennen und nutzen.

Kunden erwarten ein nahtloses und intuitives Einkaufserlebnis. Sie nutzen beim Einkaufen nicht nur einen Kanal. Auf der Website, der mobilen App, auf dem Tablet oder vor Ort im Geschäft informieren sie sich über Produkte, bestellen via Smartphone und holen die Ware im Geschäft ab. Ein modernes Omnichannel-Management mit reibungslosen Features wie Ship-from-Store oder Click & Collect ist eine Lösung, den steigenden Kundenanforderungen für ein durchgängiges Customer-Touchpoint-Management gerecht zu werden.

Kundenerlebnisse können dann optimiert werden, wenn alle verfügbaren Daten des Kunden gesammelt und zentralisiert werden. So lassen sich Interaktionen mit dem Kunden ermöglichen, Trends und Bedürfnisse schneller erkennen und die Ansprache an bestimmte Kundenzielgruppen für das digitale Marketing personalisieren.

Ziel ist für eine einzigartige Customer-Experience in dem immer kürzeren Aufmerksamkeitsfenster der Kunden – in Echtzeit – Impulse und Antworten zu geben. Dies auch noch unter optimierter Kosteneffizienz sicherstellen zu können, erfordert eine digitale Transformation und ein radikales Umdenken, wie eine Organisation Technologie, Menschen und Prozesse einsetzt.

Erfolgreiches Change-Management setzt erstens Offenheit im Umgang mit Veränderungen voraus. Transparenz darüber, wo ein Unternehmen steht, welche Herausforderungen es gibt und was die Ziele und Wege sind, mit einer Krise umzugehen, haben Führungskräfte nicht zuletzt durch die Corona-Krise lernen müssen. Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine werden die ohnehin angespannten Lieferketten noch weitreichender gestört.

Daher ist zweitens ein Antizipieren der Situation, das heißt die proaktive Beobachtung der Umwelt sowie des eigenen Unternehmens im Hinblick auf Veränderung innerhalb und außerhalb der eigenen Branche wichtiger als je zuvor. Drittes ist die Entscheidungsfähigkeit, das Ausbalancieren von kurz- und langfristigen Daten und Werten unter Einbezug alternativer Optionen, ein strategischer Erfolgsfaktor. Und last but not least ist die Lernfähigkeit wichtig, das heißt, das kontinuierliche Reflektieren vergangener Erfolge und Misserfolge, um die Leistung und Entscheidungsfindung zu verbessern.


Services als Erfolgsfaktor für die Geschäftskundenbindung

Durch den verstärkten Wettbewerb im B2B-Onlinehandel verlieren Lieferantenbeziehungen an Relevanz. Wie Großhändler dieser Entwicklung begegnen können, zeigt eine Studie von ECC KÖLN und Adobe.

Wer kriegt die Kund:innen – und wie? Die fortschreitende Digitalisierung verschärft den Wettbewerb auch im B2B-Umfeld. Lieferantenbeziehungen sind heute weniger eng als noch vor zwei Jahren und was im B2C-Handel schon länger beobachtet wird, erreicht nun auch das Geschäftskundenumfeld: Für Anbieter wird es zunehmend schwieriger, nur mit Produkten zu begeistern.

Im dritten Teil der Studienreihe „Der moderne B2B-Einkauf“ untersuchen das ECC KÖLN und Adobe daher, inwiefern (digitale) Services als Katalysator in der Kundenbindung dienen können. Fazit: Richtige Kundenbindungsmaßnahmen können in Zukunft erfolgsentscheidend werden. Dabei sollte insbesondere auf Verbundenheit – also die freiwillige wiederholte Entscheidung der Kund:innen für einen Anbieter – gesetzt werden.

Service sells – immer und überall

Verbundenheit und positive Kundenerlebnisse können in allen Phasen der digitalen Customer Journey geschaffen werden. Während Beschaffer:innen während der Vorkaufphase insbesondere durch Verfügbarkeitsanzeigen online oder im Geschäft sowie Produktfinder überzeugt werden können, punktet die Möglichkeit einer Schnellbestellung innerhalb der Kaufphase bei Einkäufer:innen aller Generationen. Übergreifend bewerten sie zudem einen Chat mit Mitarbeiter:innen des Kundenservices als relevant. Ein Blick auf die verschiedenen Generationen offenbart zudem, dass jüngere Einkäufer:innen der Generationen Y und Z* weiteren, innovativeren Services sowie Automatisierungen eine größere Relevanz zuschreiben.

B2C setzt Maßstäbe

Das private Einkaufsverhalten hat einen großen Einfluss auf das geschäftliche Beschaffungsverhalten – nicht nur in den Generationen Y und Z, die Teil zwei der Studienreihe schwerpunktmäßig unter die Lupe genommen hat. Beruflich genutzte Kundenportale werden (un)bewusst mit jenen aus dem privaten Umfeld verglichen. Insbesondere beim Vergleich mit Amazon bemängeln 65 Prozent der Beschaffer:innen, dass ihr privater Kundenbereich beim Onlineriesen mindestens doppelt so viele Informationen bietet, wie die beruflich genutzten Kundenportale.

„Alte Bestellungen anschauen, Zahlungseinstellungen ändern, Abobestellungen anpassen oder alternative Versandadressen hinzufügen – für Kund:innen von Amazon selbstverständlich. Und auf digitale Services und Informationen, die im privaten Umfeld tagtäglich nutzbar sind, möchten auch im beruflichen Kontext die wenigsten Kund:innen verzichten. Der Kundenanspruch, effektiv und frustfrei Bestellungen zu verwalten, wird von B2B-Herstellern und -Händlern aber noch viel zu wenig erfüllt. Für die nachhaltige Kundenbindung von B2B-Einkäufer:innen ist der einfache Zugang zu Informationen und Services jedoch essentiell“, ordnet Michael Mertens, Projektmanager & B2B Commerce Expert, die Ergebnisse der Studie ein.



Ausblick: Künstliche Intelligenz

Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein möchten, sollten auf künstliche Intelligenz (KI) setzen – so die Einschätzung von fast dreiviertel der im Rahmen der Studie befragten Beschaffer:innen (73 %). Der Einsatz von KI wird aus Sicht der überwiegenden Mehrheit der Befragten (79 %) insbesondere den Beschaffungsprozess von häufig benötigten Produkten mit niedrigerem Warenwert innerhalb der nächsten fünf Jahre stark automatisieren. Ob KI den Beschaffungsprozess auch revolutionieren und als Gamechanger fungieren wird, bleibt abzuwarten.

„Erwartungen aus dem Consumer-Bereich halten Einzug in den digitalen B2B-Beschaffungsprozess. Mit unserer Studie geben wir Händler:innen konkrete Empfehlungen an die Hand, was Kund:innen von einer überzeugenden B2B Customer Journey erwarten. Schnellbestellungen, Chats mit dem Kundenservice und personalisierte Ansprachen zählen zu den wichtigsten Erwartungen an einen Onlineshop“, erklärt Melissa Fröhlich, Solutions Consultant bei Adobe.

Über die Studienreihe

In der dreiteiligen Studienreihe „Der moderne B2B-Einkauf“ untersuchen das ECC KÖLN und Adobe das Informations- und Beschaffungsverhalten im beruflichen Umfeld sowie die Auswirkungen von digitalen Dienstleistungen auf den B2B-Einkauf. Hierfür wurden 529 (Mit-)Entscheider:innen aus verschiedenen Branchen beim Einkauf von eher häufig benötigten Produkten mit niedrigerem Warenwert und unregelmäßigem Bedarf aus unterschiedlichen Produktkategorien online befragt. Teil drei widmet sich dabei dem Schwerpunktthema „Services als Kundenbindungsinstrument“.

* Zur Generation Y zählen in dieser Studie die Jahrgänge 1980 bis 1994 (aktuelles Alter zwischen 27 und 41 Jahren; zur Generation Z die Jahrgänge 1995 bis 2010 (aktuelles Alter zwischen 11 und 26 Jahren). Das Mindestalter der Generation Z liegt in dieser Studie bei 18 Jahren.

Download:

Die Ergebnisse der Studie stehen hier zum Download zur Verfügung.

ECC KÖLN

Mehr unter: www.ecckoeln.de

Über Adobe Commerce

Weitere Informationen unter https://adobe.ly/3jjoi7J

Aufmacherbild:
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EU-Lieferkettengesetz

Europäisches Lieferkettengesetz: HDE warnt vor unrealistischen Anforderungen an Handelsunternehmen

Den heute von der Europäischen Kommission vorgestellten Richtlinienentwurf zur nachhaltigen Unternehmensführung bewertet der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisch. Nach Einschätzung des Verbandes sind die weitreichenden Anforderungen zur Sorgfaltsprüfpflicht in der gesamten Wertschöpfungskette in der Praxis insbesondere für mittelständische Handelsunternehmen nicht umsetzbar. Auch mit Blick auf die vorgesehene zivilrechtliche Haftung warnt der HDE vor unrealistischen Forderungen an Händlerinnen und Händler.

„Europa muss seiner Verantwortung und seinem globalen Einfluss gerecht werden. Allerdings müssen unternehmerische Sorgfaltspflichten umsetzbar sein und den Unternehmen Rechtssicherheit geben.“

Antje Gerstein

„Europa muss seiner Verantwortung und seinem globalen Einfluss gerecht werden. Allerdings müssen unternehmerische Sorgfaltspflichten umsetzbar sein und den Unternehmen Rechtssicherheit geben“, so Antje Gerstein, HDE-Geschäftsführerin Europa und Nachhaltigkeit. Unrealistische Anforderungen an Sorgfaltspflichten in der Lieferkette würden vor allem international vernetzte Handelsunternehmen aus dem Mittelstand zum Rückzug aus bestimmten Märkten bewegen, um Risiken zu vermeiden. Damit erweise man der globalen Durchsetzung von Menschenrechten keinen Dienst. „Das Ziel des europäischen Lieferkettengesetzes sollte eine positive Wirkung auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeitskräften entlang der gesamten Lieferkette sein. Hiervon ist der aktuelle Kommissionsentwurf weit entfernt“, so Gerstein weiter.

Im weiteren Gesetzgebungsverfahren ist aus Sicht des HDE eine stärkere Berücksichtigung der Komplexität von Lieferketten in den Anforderungskriterien notwendig. Zudem dürften keine unrealistischen Forderungen an die Nachverfolgung von Lieferungen auf mehreren Stufen entlang der Wertschöpfungskette gestellt werden. Unternehmen rechenschafts-und haftungspflichtig gegenüber jeglichen Beziehungen in ihren Wertschöpfungsketten zu machen, sei nicht sinnvoll.

Laut der EU-Kommission sollen generell Unternehmen ab 500 Beschäftigten und Unternehmen aus bestimmten Sektoren wie Textil, Leder oder Nahrungsmittel schon ab 250 Beschäftigten ihrer menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltsprüfpflicht in der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich der Entsorgung, nachkommen. Zudem sollen die EU-Mitgliedstaaten neben Sanktionen und Geldbußen auch eine zivilrechtliche Haftung für Unternehmen vorsehen, die nachweislich nicht angemessen ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind und deren Zulieferer für Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Die Unternehmensstrategie soll zukünftig die Geschäftsleitung verantworten. Hierfür ist im Regelungsentwurf eine Verknüpfung von Nachhaltigkeitszielen mit Haftungs- oder Vergütungsregeln für die Geschäftsführung vorgesehen. Damit gehen die geforderten Standards an vielen Stellen weit über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) hinaus.

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Retail Stores haben keineswegs ausgedient!

Der Retail Store der Zukunft oder: wie der stationäre Handel auch in Zeiten des Onlineshoppings attraktiv bleiben kann

Online boomt. Nicht erst seit der Coronakrise verzeichnen online Pure-Player traumhafte Wachstumszahlen, von denen so mancher Retailer mit Fokus auf stationäre Shops träumt. Als die letzten Hürden der Lockdown-Beschränkungen fielen, strömten die Kunden wieder in die Geschäfte der Innenstädte.

Ein IFO-Index von 101,8 (Stand: Juni 2021; das sind +16 Zähler mehr als im gleichen Monat vor einem Jahr*) bestätigt das Bauchgefühl: Retail-Stores haben keineswegs ausgedient. Ganz im Gegenteil: derzeit berät Wirtschaftsminister Altmaier mit den Größen des Handels über die „Stadt der Zukunft“. Schon vor dem „Brandbeschleuniger“ Corona war abzusehen, dass der stationäre Handel sich mit höherem Tempo gen Zukunft wenden muss, sollen ihm nicht die disruptiven Onlinern dieser Welt den Rang ablaufen.


“…ohne Online geht es nicht mehr. Die intelligente Verknüpfung beider Kanäle ist deswegen der goldene Königsweg.”

Autor:
Lutz Hollmann-Raabe, CSO/COO Bütema AG

Wunderwaffe Beratung

Doch warum steigt der Kunde in sein Auto/auf sein Rad/in die Bahn und nimmt sich diese wertvolle Lebenszeit, um genau zu diesem einen Store zu fahren, wenn er doch mit 99%-iger Sicherheit das Produkt auch online kaufen kann? „Weil er ‚offline‘ eine Beratung bekommt, die er im World Wide Web oder in der App nicht genießen kann‘ ist ein oft angeführter Grund. Doch auch die Onliner haben diesen Manko natürlich bereits verinnerlicht und arbeiten daran, hier mit dem Retail-Handel en par zu kommen.

Umso wichtiger ist es deshalb, das wertvolle Personal auf der Fläche nicht nur mit guten Schulungen zu versorgen, sondern ihm auch jene moderne Hilfsmittel an die Hand zu geben, die die Verkäufer*innen quasi zur Super-Geheimwaffe boosten.

Hierfür gibt es z.B. den InStore Assistant, der in einer App sowohl die ‚digitale Regalverlängerung‘, wie auch alle warenwirtschaftliche Prozesse abbilden kann und somit gerade für Up- und Cross-Selling perfekt geeignet. Wichtig ist dabei, dass eine solche App intuitiv und vollständig ist. Kein Store Assistent hat Lust, sich erstens mit einer tagelangen Einarbeitung rumzuschlagen und zweitens womöglich 30 verschiedene Apps für 60 verschiedene tägliche To-Dos anzueignen.

„Think local – act global“

Dennoch weiß spätestens jetzt jeder Offliner: ohne Online geht es nicht mehr. Die intelligente Verknüpfung beider Kanäle ist deswegen der goldene Königsweg. Ein zusätzliches Online-Angebot hilft außerdem, die Warendichte auf der Fläche zu reduzieren. Denn die alte Devise ‚mehr ist mehr‘ hat ebenso ausgedient wie die Annahme, dass die (Konsum-)Welt vor den eigenen Stadttoren endet.

Greifen wir noch einmal das Buzzword „Digitale Regalverlängerung“ auf: Ware von der Fläche zu nehmen und damit den einzelnen Produkten wörtlich mehr Raum zum Atmen zu geben (sprich: sie zur Geltung kommen zu lassen) geht dann einher mit einer potenziell expandierenden Käuferschaft, wenn das gesamte Angebot online abgebildet werden kann.

Gibt man dann dem Kunden direkt im Laden noch die Möglichkeit, unkompliziert und vielleicht sogar spielerisch auf das vollständige Sortiment zuzugreifen, schließt sich der Kreis. Möglich wird dies zum Beispiel mit Self Service Terminals, über die Kunden auch ohne Berater an der Seite durch die Angebote browsen können. Self Service Angebote können auch mit Gamification aufgeladen werden, wie der Interaktive Spiegel (das Touch-Display ist hier in einen Spiegel eingelassen, der z.B. in der Umkleidekabine steht) oder das Interaktive Schaufenster (das via 8 Buttons navigiert werden kann, und zwar 24/7 also auch außerhalb der Öffnungszeiten).

Bewegtbild bewegt.

Zuletzt ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg genau das in den Store zu transportieren, was Online eigentlich immer gut läuft: minutengenaue Updates und Bewegtbild. Der große Vorteil des Internets ist seine Schnelligkeit und die Abbildung verschiedener Medienformen, wie eben Videos. Doch warum sollte der Einzelhandel auf diese Vorzüge verzichten? Digital Signage Bildschirme – heute in allen möglichen Größen, Formen und Varianten erhältlich – können Dank guter Software heute so gesteuert werden, dass sie auf Lagerschwankungen, SALE-Artikel und sogar das Wetter automatisch reagieren und passende Inhalte ausspielen.

Wunscherfüller werden

Der Vorschlag: „gebt dem Kunden, was der Kunde sich wünscht“ klingt vielleicht banal simpel, wird jedoch nicht so konsequent umgesetzt, wie man manchmal glauben mag. Einer dieser Herzenswünsche ist der vermehrte Einsatz neuer Kassensysteme. Bekannt aus Super- und Baumärkten setzen sich hier langsam, aber sicher die Self Checkouts („Selbstbedienungskassen“) durch. Der Kunden scannt und bezahlt seine Ware ohne Zutun eine*r Kassierer*in.

Oft ist für 4 bis 6 Kassen nur ein Mitarbeiter als Aufsicht und als Helfer im Problemfall zuständig. Jene somit entlasteten Kollegen können als Berater auf der Fläche eingesetzt werden – eine Win-Win-Situation sowohl für den Retailer als auch die Kunden.

Eine andere Art des modernen Kassensystems ist die Mobile Checkout Kasse, die den Bezahlvorgang vollständig in den Händen des Kundenberaters lässt. Denkbar vor allem in Premium-Häusers, die sowieso schon auf enge Kundenberatung setzen, muss hier der Kaufende gar nicht erst an die stationäre Kasse – und somit womöglich in eine lange Schlange – geschickt werden, sondern kann die Ware, die er zusammen mit ‚seinem‘ dedizierten Berater rausgesucht hat, auch direkt bei ihm oder ihr bezahlen. Dies funktioniert bargeldlos per mobilem Kartenterminal in Verbindung mit der geeigneten App. Eine Lösung, die nicht nur das lästige Anstehen an der Kasse obsolet macht, sondern das Einkaufserlebnis sowohl auf Kunden- wie auch auf Verkäuferseite verschönert.

* Quelle: https://www.ifo.de/node/63824

https://www.buetema-ag.de/

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CC-BY-ND

Sharing Economy

Nutzen statt besitzen – das Prinzip der „Sharing Economy“

Teilen, Tauschen und Leihen gilt seit einigen Jahren als Trend und als Alternative zum „klassischen“ Konsum. Viele Apps und Online-Plattformen haben sich bereits etabliert. Wie können sie dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und die Belastung von Umwelt und Klima zu verringern?

Ein eigenes Auto kaufen? Carsharing reicht vielleicht. Ein neues Outfit muss her? Sicher gibt es wieder ein paar schöne Sachen in der Internet-Kleiderbörse. Am Wochenende wird endlich das Regal angeschraubt? In der Online-Nachbarschaftsgruppe findet sich sicher jemand, der seine Bohrmaschine verleiht.

Diese Beispiele wirken alltäglich – doch sie werden häufig als Teil einer relativ neuen Entwicklung im Bereich des Konsums genannt, mit der viele Hoffnungen verbunden sind. Es geht um die sogenannte Sharing Economy (oft auch: „Shareconomy“). Der Begriff kann übersetzt werden mit „Wirtschaft des Teilens“. Dabei geht es um das gegenseitige Bereitstellen von Gegenständen oder auch Räumen. Das allein ist nicht neu, Bibliotheken zum Beispiel gibt es schließlich bereits seit Jahrtausenden. Beim Begriff der „Sharing Economy“ spielt jedoch auch das Internet eine wichtige Rolle.

Das Teilen, Tauschen und Leihen gilt seit einigen Jahren als Trend und als Alternative zum „klassischen“ Konsum. Vor einigen Jahren war der Begriff „Sharing Economy“ noch präsenter als heute. Im Jahr 2013 war er Thema der damals bedeutenden Elektronikmesse Cebit. Bereits 2011 zählte das Time-Magazine „Sharing“ zu den zehn herausragenden Ideen, die die Welt verändern werden.  

Das Prinzip ist heute nicht weniger relevant, im Gegenteil. In manchen Lebensbereichen ist es mittlerweile etabliert. Einzelne Plattformen sind bekannter als der Begriff „Sharing Economy“. Dazu zählen Airbnb, die Plattform zur Vermittlung von privaten Unterkünften, die Mitfahrzentrale Blablacar oder die Plattform Kleiderkreisel.

Mit dem Prinzip des systematischen Teilens werden einerseits verschiedene Hoffnungen verbunden, andererseits gibt es Kritik an einigen heute existierenden Plattformen. Ein Beispiel ist die Vermittlung von privaten Unterkünften. In einigen touristisch besonders attraktiven Regionen wird befürchtet, dass Wohnraum dauerhaft zweckentfremdet wird.

Auch einige sogenannte Ridesharing-Plattformen stehen in der Kritik. Sie vermitteln Fahrten in privaten PKW, wobei es zu Konflikten mit den geltenden Regeln für Fahrdienste kommen kann.

Doch viele Ansätze haben das Potenzial, Ressourcen zu schonen und die Belastung von Umwelt und Klima zu verringern. Hinzu kommt, dass sie neue Impulse für die Gesellschaft setzen können.

Konsum wird zur Belastungsprobe für die Umwelt

Ansätze zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs und von Umweltschäden im Bereich des Konsums sind grundsätzlich hochinteressant. Denn der Handlungsbedarf ist groß (siehe Hintergrundtext: Umweltbewusstsein, Konsumverhalten und nachhaltiger Konsum).

Was Menschen besitzen und wie sie konsumieren spielt eine wichtige Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft – vor allem in den Industrieländern. 2019 machten private Konsumausgaben 52,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland aus. Zugleich hat intensiver Konsum weltweit ökologische und soziale Schattenseiten.

Insgesamt wird unser Konsumverhalten zu einer globalen Belastungsprobe für die Umwelt. Es wirkt sich zum Beispiel auf den Ausstoß von Treibhausgasen aus. Die jährlichen Emissionen pro Kopf liegen in Deutschland bei 11,61 Tonnen CO2-Äquivalenten. Damit sind sie fast doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt.

Die Konsumausgaben der Haushalte in Deutschland stiegen allein von 2014 bis 2019 um 14 Prozent. Dabei geben Haushalte mit höherem Einkommen mehr für Konsum aus. Damit geht ein höherer Energieverbrauch einher, und es werden mehr Umweltressourcen in Anspruch genommen.

Kritik an der „Wegwerfgesellschaft“

Insgesamt haben immer mehr Haushalte immer mehr Güter. Die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte steigt, und ebenso steigt der Ausstattungsgrad der Haushalte.

Zudem werden viele Waren aufwändig produziert, aber nur relativ kurz und wenig genutzt – obwohl sie häufig eine längere Lebensdauer haben könnten. So enthalten Mobiltelefone wertvolle Rohstoffe und sind meist noch gebrauchstüchtig, wenn sie durch neue, modernere Geräte ersetzt werden. Das geschieht oft schon nach ein oder zwei Jahren. Längst nicht alle Produkte werden recycelt.

Jedes fünfte in Deutschland verkaufte Kleidungsstück wird so gut wie nie getragen. Viele Kleidungsstücke werden nur für eine Saison gekauft („Fast Fashion“) und qualitativ entsprechend nachlässig produziert. Solch ein Lebens- und Konsumstil, bei dem Produkte nur eine kurze Lebensdauer haben, wird von Kritikern auch mit dem Begriff der „Wegwerfgesellschaft“ beschrieben.

Welches Potenzial hat die „Sharing Economy“?

Teilen, Tauschen und Leihen ermöglichen es, Dinge und Räume effizienter zu nutzen. Das spart Ressourcen und verringert die Belastung für Umwelt und Klima.

Das Beispiel Carsharing veranschaulicht, welches Potenzial das Prinzip des Teilens hat. Ein privater PKW wird durchschnittlich nur eine Stunde am Tag bewegt. Er steht also 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Ein Carsharing-Fahrzeug kann mehrere private PKW ersetzen. Der Blaue Engel, das Umweltzeichen der Bundesregierung, hat Vergabekriterien für Carsharing-Anbieter.

Das Prinzip lässt sich auf vieles übertragen, unter anderem auf Bohrmaschinen. Dieses Beispiel nennt die US-amerikanische Trendforscherin Rachel Botsman, eine bekannte Verfechterin der „Sharing Economy“. Bohrmaschinen gibt es in sehr vielen Haushalten, doch sie kommen nur während eines Bruchteils ihrer gesamten Lebensdauer zum Einsatz.

Dabei brauchen wir nicht den Bohrer, sondern das Loch in der Wand.

Botsman meint, dass sich die Gesellschaft in einem Kulturwandel befindet, bei dem sich das Verhältnis der Menschen zu den Dingen radikal verändern wird. Der Besitz von neuen Produkten verliere an Bedeutung für sozialen Status und Alltagsleben, so Botsman. Nicht mehr das Eigentum an Dingen zähle, sondern der Zugang zu ihnen.

Wie erleichtert das Internet das „Teilen“?

Tausch- und Teilmodelle brauchen bestimmte Voraussetzungen, damit sie funktionieren. Eine entscheidende Voraussetzung ist Vertrauen. Traditionelle Formen des Teilens blieben meist auf die engen sozialen Zusammenhänge von Familie, Nachbarschaft und Freundeskreis begrenzt. Hier gründet das Vertrauen darauf, dass man einander kennt.

Eine weitere Voraussetzung ist, Partner zu finden: Wer hat, was ich brauche? Mit wem kann ich teilen?

Mit dem Internet sind die Möglichkeiten gewachsen, Dinge weiterzugeben oder gemeinsam zu nutzen – nicht nur mit Freunden, sondern auch mit Fremden. Plattformen zum Teilen umfassen in der Regel Funktionen, um Vertrauen herzustellen und Risiken zu minimieren.

Und sie müssen einen ausreichend großen Markt schaffen. Es ist eine kritische Masse von Teilnehmenden nötig, damit sich das Angebot für alle lohnt.

Eine Möglichkeit, Vertrauen unter einander unbekannten Menschen aufzubauen, wird von zahlreichen Plattformen verwendet: Nutzerinnen und Nutzer bewerten und kommentieren einander. Die Zahlungsvorgänge werden über die Plattform organisiert, es gibt zum Teil Sicherungsmaßnahmen gegen Zahlungsausfälle.

Was sind die zentralen Merkmale der „Sharing Economy“?

In der Praxis wird eine große Vielfalt von Möglichkeiten der „Sharing Economy“ zugerechnet. Gemeinsam ist ihnen, dass es um das Teilen und Weitergeben geht – in Abgrenzung zum exklusiven Besitzen.

Manche Projekte sind kommerziell, andere nicht kommerziell; bei manchen Ideen geht es um die gemeinsame Nutzung, bei anderen um das Weitergeben gebrauchter Gegenstände an weitere Nutzer; es kann um materielle oder virtuelle Güter gehen bis hin zu Dienstleistungen, Wissen und Fähigkeiten – wie etwa bei der Reparatur kaputter Gegenstände.

Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist, dass die praktische Abwicklung über Internetplattformen stattfindet. Ihre Funktionen ermöglichen, dass einzelne Personen in direkten Austausch treten können.

Von Carsharing bis Second Hand

Carsharing-Dienste gehören zu den bekanntesten Beispielen für das systematische Teilen. Lange Zeit galt der Besitz eines eigenen Autos als wichtiges Statussysmbol. Studien zeigen, dass dies bei jüngeren Menschen immer weniger der Fall ist.

Es gibt eine Reihe von kommerziellen Carsharing-Anbietern. Die Nutzer/-innen registrieren sich dort. Wenn sie ein Auto brauchen, reservieren sie es online oder per App und holen es ab. Die Gebühren werden automatisch abgerechnet. Bei manchen Anbietern werden die Fahrzeuge an festgelegten Stationen abgeholt und wieder abgestellt. Bei anderen können die Fahrzeuge flexibel in einem bestimmten Gebiet geparkt werden. Wer ein Auto braucht, lässt sich per App die Fahrzeuge in der Nähe auf einer Karte anzeigen.

Daneben gibt es auch Carsharing-Plattformen für private Fahrzeuge. Wer ein Auto besitzt und es nicht ständig selbst braucht, kann es über diese Dienste an andere vermieten.

Fast schon klassisch sind dagegen Fahrgemeinschaften und Mitfahrzentralen. Auch für sie gibt es spezielle Internetplattformen. In den vergangenen Jahren sind in diesem Bereich vor allem in den USA neue Plattformen entstanden. Sie werden als „Ridesharing“-Dienste bezeichnet.

Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die Vermittlung von privaten Unterkünften.

Daneben gibt es eine große Bandbreite von Plattformen für Gebrauchsgüter. Sie reicht von Märkten für Second-Hand-Produkte über Tausch- und Schenkplattformen bis hin zu Formen des Mietens und Leihens. Es gibt spezialisierte Plattformen unter anderem für Kleidung, Bücher, Elektronik und Spielwaren.

Second-Hand-Plattformen ermöglichen eine längere Nutzung von Gegenständen. Für ihre Nutzer bieten sie finanzielle Vorteile und erleichtern es so, gesuchte Güter zu erwerben.

Ähnliches gilt für nicht kommerzielle Tauschbörsen. Zwar sind die Gegenstände noch exklusives Eigentum von Einzelnen – aber nur noch zeitweise. Auch hier zeigt sich eine alternative Haltung zum Konsum: Ein gebrauchtes Produkt hat seinen Wert, solange es seine Funktion erfüllt. Was man sich anschafft, muss nicht immer auch fabrikneu sein.

Herausforderungen und Kritik

Eine Reihe von Plattformen der „Sharing Economy“ sind in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten. Teilweise geht es dabei um Missbrauch der Plattformen, teilweise auch um problematische Entwicklungen, die mit der Nutzung einhergehen.

Ein Beispiel ist die Vermittlung von privaten Wohnungen auf Zeit. In vielen attraktiven Städten ist das Modell äußerst erfolgreich – was dazu geführt hat, dass Wohnraum immer knapper werde, so die Kritik. Denn die Vermietung kann ein sehr gutes Geschäft sein. Viele Wohnungen werden daher mittlerweile dauerhaft vermietet.

Auch einzelne Plattformen für Mitfahrgelegenheiten wurden in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert. Dazu gehörten vor allem neue sogenannte „Ridesharing“-Plattformen aus den USA. Dabei bieten private Fahrerinnen und Fahrer ihre Dienste und ihre Fahrzeuge an. In Deutschland führte dies vor allem zu Kritik, weil die Plattformen somit eine Art Taxidienst darstellen, aber die für Taxidienste geltenden Standards nicht einhalten.

Die „Sharing Economy“ könne zwar einerseits Märkte in Bewegung bringen, Arbeitsplätze schaffen und die Möglichkeiten des Konsums erweitern, so eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums. Andererseits könne es schwierig sein, Regeln durchzusetzen. Grundsätzlich sei es schwierig, die Chancen und Herausforderungen der „Sharing Economy“ abzuwägen, denn die Ansätze seien sehr heterogen.

Wie kann ich Teil der „Sharing Economy“ werden?

Die Möglichkeiten des Teilens, Leihens und Tauschens sind ungeheuer vielfältig. Viele Plattformen für Gebrauchtes lassen sich unkompliziert ausprobieren – sei es, um Dinge zu suchen oder um selbst etwas anzubieten. Das spart nicht nur Ressourcen im Vergleich zum Neukauf, sondern auch Geld. Zudem kann es viel Spaß machen.

Nicht immer sind spezielle Apps und Internetplattformen nötig. Wer einen Gebrauchsgegenstand benötigt, kann die Gelegenheit auch nutzen, sich in der Nachbarschaft oder auf dem nächsten Flohmarkt umzuschauen. Das ist neben dem ökologischen auch ein sozialer Gewinn.

Neben speziellen Plattformen bieten auch Nachbarschaftsgruppen in sozialen Netzwerken Möglichkeiten zum Leihen und Tauschen.

Weiterführende Links

Umweltbundesamt: Leihen, tauschen, teilen https://www.umweltbundesamt.de/themen/leihen-tauschen-teilen-0

Umweltbundesamt: Car-Sharing
https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/car-sharing#angebotsformen-des-car-sharing

Bundeswirtschaftsministerium: Sharing Economy im Wirtschaftsraum Deutschland
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/sharing-economy-im-wirtschaftsraum-deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Umweltbundesamt: Soziale Innovationen im Aufwind
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/soziale_innovationen_im_aufwind_bf_1.pdf 

Quelle: https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/nutzen-statt-besitzen-das-prinzip-der-sharing-economy/

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BEAWEAR denkt Passform neu

Den individuellen Körper im Fokus: das Start-up BEAWEAR denkt Passform neu

Heute launcht BEAWEAR!

Das Fashion Tech von den female founders Verena Ziegler und Dr. Frauke Link nutzt künstliche Intelligenz, um mit den veralteten Regeln der Modebranche zu brechen und denkt Mode vom individuellen Körper aus.


Stell dir vor, du shoppst online – und alles passt! Was fast schon revolutionär klingt sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch nicht selten endet der Onlineshopping-Trip in Retouren. Der Grund? Bei den Größensystemen in der Modebranche herrscht der Wilde Westen und jede Brand handhabt dieses Thema anders. Das nagt nicht nur am Selbstwertgefühl der Kundinnen, sondern ist auch schlecht für die Umwelt. Warum?

Die Modeindustrie hat ein Datenproblem: Es gibt nicht den standardisierten Körper und die Hersteller fischen im Dunkeln, wenn es um die tatsächlichen Maße ihrer Kundinnen geht. Ein über Jahrzehnte etablierter linearer Massenproduktionszyklus, der auf Halde ein Überangebot an Kleidung produziert ist u.a. ein Grund dafür, dass die Textilindustrie inzwischen einer der weltweit größten Umweltsünder ist.

Digital Twin

Nachhaltig, ressourcenschonend und innovativ!

Komplexe Probleme brauchen smarte Lösungen! Und hier kommt BEAWEAR ins Spiel. Das female led Start-up aus Konstanz setzt auf künstliche Intelligenz und hat eine Technologie entwickelt und patentiert, die alle Missstände auf einmal anpackt!

Mithilfe eines 3D-Bodyscans, der über jedes mobile Endgerät einfach und von überall gemacht werden kann, erstellt BEAWEAR einen „Digitalen Zwilling“. Heißt: Der Bodyscan der Kundinnen wird durch Gaming-Features in einen virtuellen Avatar verwandelt, der nach Herzenslust gestaltet werden kann.

Das bringt nicht nur mehr Spaß, die Verfremdung dient auch dem Datenschutz. Dieser „Digital Twin“ filtert als Gatekeeper die passenden Größen der Partnershops für die Kundinnen heraus und es werden algorithmisch Artikel empfohlen, die auf der individuellen Körperform und nicht auf der Größe basieren.

Das BEAWEAR Software Plug-and-Play-Tool kann problemlos in jedem Onlineshop integriert werden. So wird aus plattem Onlineshopping eine interaktive Gaming-Experience. Genial!


„Mode muss neu gedacht werden, nicht der Körper muss sich an standardisierte Mode anpassen, sondern umgekehrt muss ein Kleidungsstück vom individuellen Körper aus gedacht werden.“


Dr. Frauke Link

Nice to really e-meet you!

Auch Händlerinnen und Umwelt profitieren von der digitalen Innovation. Forscher der Universität Bamberg haben herausgefunden, dass im Jahr 2020 allein in Deutschland 280 Millionen Pakete zurückgeschickt wurden (rund 40 % allein im Modesegment) – Retouren die die Umwelt mit 238.000 Tonnen CO2 belasten und für den Onlinehandel zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe bedeuten.

Durch die Einbindung der BEAWEAR-Software, erhalten die Marken- und Handelspartnerinnen kontinuierlich Statistiken zum Kaufverhalten und vor allem zu den realen Körperformen und Größen ihrer Kundinnen – natürlich DSGVO-konform anonymisiert.

So lernen die E-Commerce Partnerinnen die Käuferinnen wirklich kennen und können auf ihre Wünsche und tatsächlichen Größen und Körperformen durch angepasste Produktion reagieren. Nice to really e-meet you! Und das schont nicht nur Ressourcen, sondern auch Kapital.

Wer steckt hinter BEAWEAR?

BEAWEAR ist das Brainchild von Verena Ziegler und Dr. Frauke Link. Die Beiden lernten sich über das Open Innovation Lab der HTWG Konstanz kennen, ein interdisziplinäres Lernlabor für digitale Fabrikationsmethoden.

Dr. Frauke Link hat sich auf die Digitalisierung der Maßschneiderei spezialisiert. Verena Ziegler forscht an Abwicklungsverfahren von drei- auf zweidimensionale Flächen und hat mit Masterstudierenden aus dem Fach Informatik hierzu ein Simulationsprogramm entwickelt.

2019 gründeten sie ihr Start-up OpenDress, um ihre Ideen und Konzepte für den Markt weiterzuentwickeln: BEAWEAR war geboren.


„Unsere Mission ist es, eine transparente Lieferkette zu schaffen, die Daten und künstliche Intelligenz nutzt, um den Kreislauf der Überproduktion zu durchbrechen und ein magisches Einkaufserlebnis zu bieten, das Verbraucherinnen mit ihren eigenen Körperdaten befähigt, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen.“

Verena Ziegler


Damit nicht genug: Weitere spannende und lösungsorientierte Software-Pakete der beiden Gründerinnen folgen in Bälde. Das 3D-Körperscan-Prinzip bietet nämlich auch die perfekte Basis für Passform-Empfehlungen im Second-Hand-Onlineshopping sowie individuelle Schnittmustererstellung, nach Bedarf gefertigt in Micro Factories.

GO LIVE!


Hier geht es zur ersten Shop-Einbindung von BEAWEAR auf ThokkThokk (DE):
https://www.thokkthokkmarket.com/beawearinfo/

Hier entlang für die Einbindung von BEAWEAR auf ThokkThook (ENG):
https://www.thokkthokkmarket.com/en/beawearinfo

Unternehmenskontakt:
Open Dress GmbH (Brand BEAWEAR)
Geschäftsführerinnen: Dr. Frauke Link, Verena Ziegler
Bücklestraße 3, 78467 Konstanz

Presseagentur:
Public Imagess GmbH
Ansprechpartnerin: Petra Kraft / petra@public-images.de

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Liveshopping: Was deutsche Marken jetzt wissen müssen

von Cami Chiang

Über 780 Millionen Menschen folgen den Streams von Marken und sogenannten Key-Opinion-Leadern “KOLs” in China. Was dort bereits unter dem Oberbegriff Social Commerce fester Bestandteil aller großen E-Commerce Plattformen und mancher Social Media Apps ist, wird vermehrt auch von deutschen Unternehmen wie dem Kaffeehersteller Tchibo in die Marketingstrategie aufgenommen. Doch was genau steckt hinter dem Trend? Und wie funktioniert Social Commerce in der Praxis?

Seit Liveshopping vor fünf Jahren von E-Commerce Gigant Alibaba in deren Taobao App, einer zentralen Anlaufstelle für Commerce von B2B bis C2C, eingeführt wurde, hat sich viel getan. Die Technologie wurde von allen großen Wettbewerbern aufgenommen, weiterentwickelt und hat vor allem auch Chinas E-Commerce nachhaltig verändert. In 2021 ist Liveshopping essenzieller Teil des Social Commerce, also der Vermarktung von Produkten über Influencer, von denen die bekanntesten in der Volksrepublik als KOLs bekannt sind. Auch internationale Mitbewerber:innen wie der britische Hautpflegeexperte Dr.PAWPAW, bekannt vom Set der Erfolgsserie Bridgerton, setzen in ihrer Chinastrategie auf Liveshopping.

Was hat es mit Liveshopping auf sich?

Liveshopping bietet Marken die Möglichkeit, Produkte direkt durch Livestreams zu verkaufen. Kund:innen werden die vorgestellten Produkte live angezeigt, die sie mit einem Klick kaufen können, ohne die Plattform zu verlassen. Streaming, Rabatte, Produktauswahl und Zahlung—alles wird auf einer Plattform zusammengeführt.

„Liveshopping ist äußerst facettenreich und kann unterschiedlichste Ziele verfolgen.“

Cami Chiang, Senior Director Office Taipei bei oddity Asia

Theoretisch können Brands bereits mit einer funktionierenden Kamera und einer stabilen Internetverbindung direkt loslegen. Doch ganz so einfach ist erfolgreiches Liveshopping in der Praxis natürlich nicht. Neben grundlegenden Fragen wie Timing und Frequenz müssen Hosts, Kanäle, Produkte und weitere Aspekte des Liveshopping, spezifisch für die jeweilige Marke ausgewählt und zugeschnitten werden.

Soll beispielsweise mit einem KOL gearbeitet werden oder doch lieber ein firmeninterner “in-house livestreamer” Produkte vorstellen? Ähnlich wie in einem traditionellen stationären Geschäft, unterstützen Expert:innen beim in-house livestreaming potentielle Kund:innen im Onlineshop, beantworten Fragen live und verteilen sogar Coupons.  Die feste Integration von Livestreamer:innen in das Customer Service Team einer Marke kann für zusätzliche Vorteile sorgen, wenn Kund:innen auch detaillierte und einzelfallspezifische Fragen direkt und zutreffend live beantwortet werden können. 

Oft empfiehlt sich ein Mix. Dr.PAWPAW beispielsweise setzt sowohl auf bekannte Influencer:innen, um Sichtbarkeit zu erhöhen, als auch auf in-house Livestreamer:innen, um Konvertierungsraten zu erhöhen und Kundenloyalität zu schaffen. Ende August erreichte die Marke über einen Livestream außerhalb des eigenen Shops auf Taobao LIVE über 800.000 Zuschauer:innen, die innerhalb von 5 Minuten mehr als 1000 Mal Dr.PAWPAWs Original Balm kauften. In-house Livestreams finden bei Dr.PAWPAW während großer Kampagnen täglich statt.

Da jede Marke sich an einem anderen Punkt der Marktdurchdringung befindet, unterschiedlich bekannt ist, über bestimmte Budgets verfügt und andere Ziele verfolgt, muss auch für jede Marke eine eigene Strategie entwickelt werden, um Liveshopping erfolgreich zu betreiben. Es gibt nicht den einen Ansatz, der jede Marke zum Erfolg führt.

Welche Ziele sollten gesetzt werden?

Liveshopping ist äußerst facettenreich und kann unterschiedlichste Ziele verfolgen. Entsprechend muss die Strategie genau auf diese ausgerichtet werden. Soll die Bekanntheit der Marke erhöht werden? Soll Vertrauen zwischen Marke und Kund:in aufgebaut werden? Dann empfiehlt sich in diesen Fällen wahrscheinlich mit namhaften KOLs zusammenzuarbeiten, um deren Nutzerbasis zu aktivieren und für das Sortiment zu interessieren.

Liegt der Fokus stattdessen eher darauf, eine enge Kundenbindung zu schaffen und die Conversionrate im Onlineshop zu erhöhen? Hier könnte sogenanntes In-House Livestreaming mit authentischen Markenbotschaftern und geringerer Reichweite die passende Lösung sein. Diese können laut einem McKinsey Artikel die Conversionrate im Vergleich zu herkömmlichen E-Commerce bis zu verzehnfachen.

Bereits im Seedingprozess vor Markteintritt arbeitete Dr.PAWPAWs Partner für China, oddity Asia, mit Influencern zusammen, um das Interesse für die bis dato dort kaum bekannte britische Trendmarke bei potenziellen Kund:innen zu wecken. Seit Markteintritt im März 2021 folgen nun schon über 72.000 Fans dem Dr.PAWPAW Tmall Global Flagship Store—eine beachtliche Zahl im hochkompetitiven Beautymarkt China. Die strategische Verwendung von Liveshopping hat erheblich zum Erfolg des Shops beigetragen.


„Ob als großes, öffentlichkeitswirksames Event oder zunächst nur im kleinen Stil: Liveshopping bringt frischen Wind in die E-Commerce Landschaft und bietet kleinen wie großen Marken neue Vertriebs- und Marketingmöglichkeiten.“


Social Commerce in Deutschland

Influencermarketing ist auch in Deutschland nichts Neues. Besonders auf Instagram und YouTube arbeiten Marken hierzulande gerne mit externen Markenbotschafter:innen zusammen. Doch auch Liveshopping wird immer beliebter. Einige Marken haben bereits damit begonnen, ähnliche Funktionen in ihre Onlineshops zu integrieren, um dort Produkte live vorzustellen.

Besonders mit Blick auf die Covid-19 Pandemie wünschen sich Kund:innen immer mehr personalisierte und persönliche Shoppingerlebnisse online. Liveshopping ermöglicht es, Entertainment und Beratung wie in traditionellen Geschäften mit dem Komfort, den E-Commerce bietet, zu verbinden. Der Blick nach Fernost legt nahe, dass Liveshopping auch den deutschen E-Commerce mittel- bis langfristig verändern wird. Marken haben jetzt die Chance, von China zu lernen und den First Mover Advantage in Deutschland für sich zu nutzen. Ob als großes, öffentlichkeitswirksames Event oder zunächst nur im kleinen Stil: Liveshopping bringt frischen Wind in die E-Commerce Landschaft und bietet kleinen wie großen Marken neue Vertriebs- und Marketingmöglichkeiten.

https://www.oddity-asia.com/

Über Cami Chiang

Cami Chiang ist Senior Director Office Taipei bei oddity Asia, einem Full-Service-Partner für E-Commerce und digitales Marketing, der europäischen FMCG-Unternehmen bei der Expansion nach China zur Seite steht. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im globalen Marketing und tiefgreifender Kenntnis des chinesischen E-Commerce unterstützt sie Marken wie dm-drogeriemarkt bei ihrem Markteintritt in den chinesischen Markt.

Einkaufserlebnis in China

In China ist das Morgen im Handel – das neue Einkaufserlebnis – schon heute zu sehen. Eine Shopping Story von Dr. Gerd Wolfram

China ist der westlichen Welt bei der Digitalisierung im Retail weit voraus. Insbesondere in den letzten Jahren hat sie in allen privaten und geschäftlichen Bereichen Einzug gehalten. Online-Shopping und stationäres Einkaufen verschmelzen immer mehr miteinander. Das Smartphone baut die Brücken zwischen beiden Welten und bietet den Kunden neue Einkaufserlebnisse. Der asiatische Markt lebt erfolgreich vor, in welche Richtung sich der Handel in Europa und USA im Jahr 2025 entwickeln kann.

Einkaufen ist der neue Lebensstil

Mittlerweile ist Einkaufen in China keine lästige Aufgabe mehr, sondern eine Freizeitbeschäftigung und ein neuer Lebensstil. Das Einkaufen wird zum Erlebnis, zum digitalen Erlebnis. Es entsteht bei Interaktionen mit den vielfältigen Kontaktpunkten mit dem Händler – online wie offline. Kunden besuchen Webseiten, bewegen sich zum Einkaufen in sozialen Medien oder besuchen stationäre Geschäfte, um unterhalten zu werden und neue Trends zu entdecken. Insgesamt ist das neue digitale Einkaufserlebnis emotional, zwischenmenschlich und sozial, physisch wie auch virtuell, personalisiert und bequem. Es ist mit allen Sinnen genießbar, kognitiv, affektiv und einprägsam.

Digitalisierung bildet die Grundlage für das neue Einkaufserlebnis

Chinas Digitalwelt bildet die Basis für das digitale Einkaufserlebnis. Die stark ausgebaute digitale Infrastruktur mit Internet-Anschlüssen und dem Ausbau des 5G-Netzes machen ein digitales Leben komfortabel. Auch staatliche, wie auch lokale Behörden sind stark digitalisiert. Nicht umsonst hat China knapp eine Milliarde Internetnutzer und über eine Milliarde Smartphone-Nutzer. Zusätzlich ist der flächendeckende Einsatz von Schlüsseltechnologien mit verantwortlich für das digitale Einkaufserlebnis: Künstliche Intelligenz, Social Media, Videokommunikation, Electronic Payment und Robotik.

Dreh- und Angelpunkt des digitalen Einkaufserlebnisses ist das Smartphone

Photo by Afif Kusuma on Unsplash

Ohne das Smartphone gibt es keine Verbindung zwischen Kunden einerseits und Online- sowie Offline-Händler andererseits. Dabei ist das In China etwas einfacher als in anderen Ländern. Weil hier beispielsweise Alibabas Tmall-App bereits auf den Smartphones von 500 Millionen Nutzern läuft. Gleiches gilt für WeChat. Einst von Tencent als WhatsApp-Klon gestartet, ist der Messenger längst eine Social-Media-Business-Plattform geworden, die alle Lebensbereiche der Chinesen verbindet. Neunzig Prozent der eine Milliarde aktiver monatlicher Nutzer schauen nicht nur täglich in die App. Zudem nutzen sie diese auch in einem erstaunlichen Umfang zum Einkaufen und Bezahlen. Und bescheren sich damit ein neues digitales Einkaufserlebnis – stationär wie Online.

Interaktives Online-Shopping in China

Chinas Online-Shopping-Markt ist nicht nur der größte, sondern auch der innovativste der Welt. Chinesen kaufen ein, wann immer sie wollen, wo immer sie wollen und lassen sich per Expresslieferung die Artikel nach Hause liefern. Das erfolgt zum einen zu geringen Lieferkosten und in den Großstädten innerhalb von circa 30 Minuten. Einfach zu bedienende Online-Seiten, mobile Apps und bequeme Bezahl-Lösungen haben das Wachstum im Online-Markt vorangetrieben. Online kann fast alles gekauft werden: Lebensmittel, Modeartikel, Luxusautos, Online-Kurse, Haustierpflege – die Auswahl ist unerschöpflich. Online-Shopping ist nicht langweilig, sondern interaktiv und bietet ein digitales Einkaufserlebnis. China ist auf dem besten Weg, das erste Land zu werden, in dem ein Großteil der Einzelhandelsumsätze online stattfindet. In China werden bis Ende dieses Jahres 52,1 % aller Einzelhandelsumsätze online abgewickelt werden. Das ist eine Steigerung von 7,3 % gegenüber 2020.

Chinesische Online-Anbieter bieten Multi-Service-Plattformen

Ob in klassischen Onlineshops oder auf Marktplätzen, die Kunden klicken sich durch die immer gleichen Produktlisten mit Fotos, Beschreibungen, Preisen, Lieferkonditionen und ggf. Kundenbewertungen. Und während es im Westen noch klare Plattformen für die unterschiedlichen digitalen Dienste gibt – Facebook für Social Media und Messaging, PayPal für Online-Zahlungen, Amazon als Online-Marktplatz – sind diese Grenzen in China längst verschwunden. Dort haben die erfolgreichsten digitalen Unternehmen sämtliche Produkte und Dienstleistungen im Portfolio und lassen sie über die unterschiedlichsten Kanäle miteinander verschmelzen. Damit bieten die chinesischen Online-Plattformen nicht mehr nur Online-Shopping, sondern ein Gesamtpaket, bestehend aus verschiedenen Services wie Online-Bezahlung, Social Media, Gaming, Messaging-Diensten, Videos und Live-Streaming. Somit decken sie sämtliche Bedürfnisse der Kunden ab (Multi-Service-Plattformen). Hinzu kommen in der Regel weitere Anwendungsdienste wie zum Beispiel Hotel- und Reisebuchungen, Konzertticket- und Kinokartenverkauf, Carsharing- und Taxidienste, um einmal einige zu nennen.

Innovationen im Online-Shopping

Die chinesischen Online-Anbieter lassen den Aufenthalt auf den eigenen Shopping-Apps und Online-Webseiten zu einem echten Erlebnis werden. Dazu trägt die lebendige Gestaltung vieler Produktdarstellungen bei Zum Beispiel werden viele Produkte über sogenannte „Unpacking-Videos“ angepriesen. Weiterhin werden umfangreiche Hintergrundinformationen zu spannenden neuen Produkten und Marken gegeben. Hinzu kommen viele spielerische Elemente, die den Online-Einkauf unterhaltsamer machen. Auch animierte Künstliche Intelligenz-Avatare, sogenannte virtual anchors – machen das Einkaufen erlebnisreicher und unterstützen menschliche Verkäufer.

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Unterhaltung vor Effizienz – mit Gamification online Einkaufen

Viele chinesische Händler haben das Online-Einkaufserlebnis in ein Spiel verwandelt. Gamification ist nichts Neues, befindet sich aber weltweit erst im Anfangsstadium. Das zieht die Kunden stundenlang in den Bann, während sie durch Produkte und Dienstleistungen stöbern. Damit ist Online-Shopping zu einer nationalen Freizeitbeschäftigung geworden. Die Spiele und Algorithmen führen dazu, dass die Menschen stundenlang im Online-Shopping gefesselt sind. Die Kunden verbringen viel Freizeit damit, zu spielen, Produkte zu entdecken und zu kaufen, die ihnen gefallen, oft in engem Kontakt mit ihren Freunden und Familien.

Einkaufserlebnisse bei Shopping-Events

Zusätzlich zum Gamification sind im Online-Shopping sind zwei weitere Trends hervorzuheben: Online-Shopping Festivals und Online-Modenschauen. Bei diesen erhalten Kunden besondere Treuevorteile und profitieren von speziellen Rabattaktionen. In China wird Shopping auf einmalige Weise zelebriert, jede größere Verkaufsplattform veranstaltet eigene Festivals.

Shopping-Event Singles Day oder Double 11

Der Singles Day oder auch als Double 11-Festival bekannt, findet jedes Jahr am 11. November statt. Dabei wurde der Singles Day 1993 von Studenten zum Spaß ins Leben gerufen, um ihr Alleinsein zu feiern. Als Äquivalent zum Valentinstag beschenkten die Singles sich selbst oder nahmen an Events für Alleinstehende teil. Das nahm Alibaba – Chinas größter Online-Händler – zum Anlass im Jahr 2009 einen einzigartigen Shopping-Event ins Leben zu rufen. Dieses wurde später von den meisten anderen Einzelhändlern übernommen.

Inzwischen ist der Tag zum umsatzstärksten Online-Shopping-Ereignis der Welt geworden. Im Jahr 2019 steigerte ihn Alibaba auf 31 Milliarden Euro und im Jahr 2020 auf 47,7 Milliarden Euro. Allein nach dem Singles Day wurden eine Milliarde Pakete ausgeliefert. Insgesamt kooperiert Alibaba am Singles Day mit 180.000 Marken in über 190 Ländern weltweit für besondere Angebote. Darunter waren über 1.300 deutsche Marken.

TV- und Online-Spektakel am Singles Day

Alibaba feiert den Singles Day besonders. An diesem Tag findet eine Riesen TV- und Online-Show statt. Dabei interagieren über 300 Prominente in diversen Live-Streaming-Sitzungen mit den Kunden und Fans. Zusätzlich wird eine Live-Fashion Show als Stream angeboten. Die Kaufvorgänge gestalten sich komfortabel und zeitsparend: Es genügt einfach nur das Smartphone im richtigen Moment zu schütteln, um eine Bestellung auszulösen.

See Now Buy Now – sofortiges Einkaufen bei Online-Modenschauen

Auch Online-Modeschauen, bei denen Kunden während einer Modenschau Kleidung und Accessoires sofort auswählen und kaufen können, sind nachgefragt. Unter dem Motto „See Now Buy Now“ ist dies eine innovative Praxis in der Modebranche.

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Livestream-Shopping in China

Eine weitere Entwicklung ist das Livestream-Shopping, die Verschmelzung von Online-Shopping und Livestream-Shopping. Es ermöglicht Kunden, digital in einem Geschäft „herumzulaufen“, den Inhabern oder Verkäufern bei der Präsentation von Produkten zuzuschauen und sogar sich mit anderen Kunden im virtuellen Geschäft auszutauschen, als ob sie tatsächlich dort wären – aber alles online. Von virtuellen Weinproben bis hin zu Livestream-Shopping-Partys – vieles funktioniert vom eigenen Sofa mit Tablet oder Smartphone.

Live-Shopping spielt sich zum Beispiel auf Social Media oder auf den Webseiten der Online-Shopping Anbieter ab. Die Kunden können live über einen Chat Kommentare schreiben und Fragen stellen, die der Verkäufer dann beantwortet. Per Button legen sie die Produkte in den virtuellen Einkaufswagen und bestellen sie direkt oder später online.

Key Opinion Leadern (KOLs) – die neuen Verkäufer

Die Unterschiede gegenüber dem klassischen Online-Shopping liegen insbesondere in der Interaktivität und der Kommunikation mit den Verkäufern (Key Opinion Leader/KOLs), die die Produkte präsentieren. Es kann kommentiert und diskutiert werden. Zusätzlich greift das Livestream-Shopping die Besonderheit des Influencer-Marketings auf. Der KOL genießt in seiner Community ein sehr hohes Vertrauen und bietet Marken einer sehr konkreten Zielgruppe an.


„Die Kaufvorgänge gestalten sich komfortabel und zeitsparend: Es genügt einfach nur das Smartphone im richtigen Moment zu schütteln, um eine Bestellung auszulösen.“

Autor Dr. Gerd Wolfram

Dr. Gerd Wolfram ist Partner von Digital Connection und CEO von IoT Innovation & Consult. Als studierter Wirtschaftsinformatiker, ausgewiesener Digitalexperte und einer langjährigen Erfahrung im internationalen Handel ist er Berater und Coach im Bereich der Digitalisierung. Als erfahrener Keynote-Speaker und Co-Autor des Buches „Digital Connection – die bessere Customer Journey mit smarten Technologien“ spricht und schreibt er über die Zukunft des Einkaufens, Innovationen, IT-Strategien und die Digitalisierung im Handel.

>>>> www.digitalconnection.de


Social Media trifft E-Commerce – Social E-Commerce

Social E-Commerce nahm in China Fahrt auf, als die traditionelle E-Commerce-Branche vor einem Engpass stand: Ein gesättigter Markt, verschärfter Wettbewerb und steigende Kosten für die Kunden-Neugewinnung reduzierten die Gewinnmargen. Da erschien Social E-Commerce als geeignete Lösung. Seitdem erfreut er sich wachsender Beliebtheit und Vielfalt.

Social E-Commerce setzt primär auf das soziale Erlebnis als auf das Einkaufen an sich. Vielmehr nutzt dieser das Engagement von Gruppenaktivitäten und den sozialen Austausch. Im chinesischen Social E-Commerce werden die Nutzer mit einem personalisierten Feed zu Produkten und einem Versprechen von weiteren Rabatten konfrontiert, wenn sie auf ihren sozialen Medien ein „Team“ bilden können, das andere dazu bringt, mitzumachen und das gleiche Produkt zu kaufen. Sie können auch den Preis sehen, wenn sie sich entscheiden, nicht mit anderen zu kaufen, und sie können sehen, was andere kaufen. Die Ersparnis kann gering sein, aber für manche erheblich.

Digitale Einkaufserlebnisse machen das stationäre Einkaufen interessant

In China wird mehr online verkauft und mehr mobil eingekauft als irgendwo anders in der Welt. Trotzdem investieren führende Online-Anbieter in stationäre Supermärkte und Hypermärkte. Das erscheint auf den ersten Blick wie gegensätzliche Entwicklungen. Allerdings läutet das beim näheren Hinsehen die nächste Generation des Einkaufserlebnisses ein. Dahinter steht die vollständige Integration von Online, Offline, Logistik und Technologie in einer einzigen Retail-Wertschöpfungskette. Es entstehen neue stationäre digitale Einkaufserlebnisse.


„Kunden können selbst wählen:
Das Seafood in den Einkaufskorb legen und selbst zu Hause zubereiten oder gleich im Marktrestaurant vom Küchenchef zubereitet frisch genießen.“


Freshippo (Hema) – physisches Geschäft mit Marktcharakter und digitalem Komfort

Freshippo (auch Hema genannt) ist ein breit sortierter Supermarkt mit Fokus auf Frische. Das Angebot reicht über Fleisch, Obst und Gemüse bis hin zu Meeresfrüchten und lebenden Fischen, die fangfrisch aus Aquarien eingekauft werden können. Und die Kunden können selbst wählen: Das Seafood in den Einkaufskorb legen und selbst zu Hause zubereiten oder gleich im Marktrestaurant vom Küchenchef zubereitet frisch genießen. Das ganze Einkaufen wird mit dem Mobiltelefon begleitet. Jeder im Supermarkt angebotene Artikel lässt sich mit dem Mobiltelefon scannen. Damit bekommen Kunden nähere Produktinformationen, Produktbeschreibungen, Bilder und Preise, können sich über Nährstofftabellen, Herkunft, Frische und die Lieferkette informieren, erhalten ergänzende oder verwandte Produktempfehlungen. Ist der Einkauf abgeschlossen, scannt der Kunde seinen Warenkorb am Checkout-Terminal ein, selbst das zubereitete Essen wird mit verrechnet. Bezahlt wird per Mobiltelefon über Alipay, die Autorisierung wird via Gesichtserkennung geregelt.

Stationäre digitale Einkaufserlebnisse durch digitale Technologien

In den neuen Supermärkten kommen neben den Apps, dem QR-Code und den Mobiltelefonen weitere innovative Technologien zum Einsatz:

  • Personalisierte Einkaufsempfehlungen durch künstliche Intelligenz
  • Digitale Preisschilder aktualisieren die Preise im Supermarkt in Echtzeit
  • Digitales Bezahlen mit der mobilen App oder Gesichtserkennung
  • Automatisierter Service mit Robotern im Supermarkt-Restaurant

Kassierer- und Verkäuferlose Geschäfte in China

Die digitalen Technologien verbessern die auch die Effizienz des Einkaufens, erhöhen die Bequemlichkeit und helfen dabei bessere Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Auf dieser Basis eröffnen viele Händler mittlerweile auch Kassierer- und Verkäuferlose Geschäfte. Diese Geschäfte werden besonders besucht durch Kunden, die zum einen technisch versiert und zum anderen eher Produkte rund um die Uhr einkaufen wollen als einen persönlichen Service suchen.

Digitalisierung ermöglicht neue Einkaufserlebnisse

Im chinesischen Handel ist die Digitalisierung weit vorangeschritten. Sie eröffnet neue Möglichkeiten des Einkaufens und Verkaufens. Heute ist in China digitales Einkaufen nicht nur ein Zahlungsmittel, sondern auch ein neuer Lebensstil. Man kann von Zuhause fast alles Einkaufen, von frischen Lebensmitteln zu neuen Autos oder Häusern. Auch wenn man unterwegs ist, reicht schon ein Mobiltelefon. Immer schneller, flexibler und bequemer wird das digitale Einkaufen. Und das Einkaufen macht zusätzlich Spaß. Es reicht über die bekannten Online-Plattformen hin zu Handy-Apps, Social Shopping über soziale Medien, Influencer-Marketing, Livestream E-Commerce und Livestream-Shopping, die kontaktlose Bezahlung im Alltag und spezielles Retailtainment und Online-Shopping-Tage in China.

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